Die Zerstörung von Dresden vor 70 Jahren

Vom 13. bis zum 15. Februar 1945 erlitt Dresden das gleiche Schicksal, wie schon viele deutsche Städte davor, die dem Bombenhagel der Engländer und Amerikaner zum Opfer gefallen sind. Bei den verheerenden Bombenangriffen auf Hamburg starben allein 1943 über 30.000 Menschen. Auch meine Heimatstadt Magdeburg wurde am 16. Januar 1945 durch Brandbomben, Sprengbomben und Luftminen zerstört. Wir beklagten über 2.500 Tote.

Die alte Barockstadt Dresden, deren einmalig schöne Silhouette von vielen Malern verewigt wurde, versank nach der anglo-amerikanischen Bombardierung in Schutt und Asche. In den Trümmern und dem von Brand- und Phosphorbomben geschürten, verheerenden Feuersturm, den ich als Zwölfjährige auch in Magdeburg miterlebt habe, erlosch das Leben von über 25.000 Menschen. Vom einstigen Stadtzentrum standen, wenn überhaupt, nur noch Ruinen. Auch das Wahrzeichen der Innenstadt, die Frauenkirche, fiel dem Bombardement zum Opfer. Im weltbekannten Foto der durch das Feuer schwarz gebrannten Sandsteinfigur auf dem ehemaligen Rathaus, die mit ausgestrecktem Arm auf das Ruinenmeer blickt, kann man den ganzen Schrecken, die Trostlosigkeit und Misere nachempfinden, die dieses Foto ausdrückt (aus dem Buch „Dresden – eine Kamera klagt an“ von Richard Peter, Dresdener Verlagsanstalten K.G., 1949).

Eine Kamera klagt an - Dresden nach der Bombardierung im Februar 1945a klagt an_1949

Eine Kamera klagt an – Dresden nach der Bombardierung im Februar 1945a klagt an_1949

Als ich 1952 in Dresden mein Studium der Architektur an der Technischen Hochschule begonnen habe, skizzierten wir für das Fach Freihandzeichnen auch die Ruinen von Dresden, darunter die der Frauenkirche. Es standen damals nur noch zwei wuchtige Ruinenwandteile des ehemaligen großen Kuppelbaus bei dem riesigen Trümmerberg nachdem die Kirche zusammengebrochen war. Vor ihren Trümmern lag das umgefallene Luther Denkmal.

Schon unmittelbar nach dem Kriegsende stand für viele Dresdener fest, dass die Frauenkirche wiederaufgebaut werden sollte, und eine Spendenaktion wurde gestartet.  In der DDR wurde die Ruine in den Sechzigern als Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung deklariert. Aber erst nach der Wende wurden mit einer Bürgerinitiative die Grundvoraussetzungen für den Wiederaufbau geschaffen, nachdem auch die archäologische Enttrümmerung begonnen hatte. 1994 begann der Wiederaufbau. In Dresden, ganz Deutschland und weltweit waren die dafür benötigten Finanzmittel durch Spenden zusammengekommen. Am 30. Oktober 2005 wurde die wiederaufgebaute Kirche, in der die dunkleren Sandsteinteile an den Stellen der Kirche, wo sie sich einst befunden hatten an die alte Kirche erinnern, festlich geweiht. Ich konnte anlässlich eines Semestertreffens meiner Dresdener Seminargruppe im September 2002 die Baustelle der Frauenkirche besichtigen. Eine private Führung war durch einen unserer ehemaligen Mitstudenten der Bauingenieurfakultät arrangiert worden. Es waren sehr bewegende Augenblicke für mich, denn vor der Kirche stand das im Sonnenschein strahlende goldene Turmkreuz, das vom britischen Volk und dem englischen Königshaus gestiftet worden war und vom Sohn eines der Piloten der britischen Bomber, die Dresden am 13. Februar 1945 zerstört haben angefertigt wurde. Und Luther hat auch wieder seinen Platz gefunden vor der Kirche.

Dresden ist seit 1959 Partnerstadt von Coventry. Die wunderschöne spätgotische Kathedrale von Coventry wurde bei einem Bombenangriff der deutschen Luftwaffe am 14. und 15. November 1940 zerstört. Nazideutschland hat den mörderischen Zweiten Weltkrieg begonnen, der unmessbares Leid über die Menschheit gebracht hat. Dass der Wiederaufbau der zerstörten Frauenkirche zur Versöhnung zweier Völker beigetragen hat, ist für mich eines der größten Symbole für den Frieden geworden. Nicht nur das neue Turmkreuz trägt dazu bei, auch das Nagelkreuz auf dem Altar der Frauenkirche, das aus drei der alten Nägel der Coventry Kathedrale entstanden ist, gehört dazu.

Bundespräsident Joachim Gauck hat bei der Gedenkveranstaltung in der Frauenkirche zum 70. Jahrestag der Bombardierung Dresdens unter anderem auch gesagt „Wir gedenken aller derer, die in jener Zeit als Opfer von Gewalt und Krieg ums Leben kamen, nicht nur in Dresden, sondern auch an all den anderen Orten.“ Dem kann ich mich nur anschließen in der Hoffnung, dass der Geist der in Dresden verwirklichten Versöhnung weit in die Zukunft reicht.

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