2014 – ein Jahr der Jubiläen

Ja, 2014 ist ein „Jubiläumsjahr“. Viele besondere und wichtige Ereignisse, wie der 1. Weltkrieg, jähren sich in diesem Jahr zum hundertsten Mal, auch die Eröffnung des Panama Kanals. Einige „Happenings“ sind noch älter, wie die Erfindung der Fotografie, ohne die wir heute gar nicht mehr leben könnten. Und andere sind jünger, wie der Magdeburger Elbauenpark, der mit der BUGA 1999, also vor 25 Jahren ein beliebter Naherholungsort für uns und unsere Stadt Magdeburg, die in ihrer Geschichte schon so Manches durchmachen musste, ein neuer, attraktiver Ort des Verweilens für Groß und Klein geworden ist. Auch der Beginn des 2. Weltkrieges vor 75 Jahren gehört dazu, so wie der Widerstand gegen Hitler mit dem Attentat auf ihn durch Wehrmachtsoffiziere am 21. Juli 1944 vor 70 Jahren und dann natürlich ebenfalls die Öffnung der Berliner Mauer 1989 vor 25 Jahren, die unserem Land die Wiedervereinigung brachte und auch das Ende des Ostblockkommunismus bedeutete. Auf diese Ereignisse und noch auf einige weitere wichtige „Erinnerungstage“ werde ich im Laufe des Jahres getrennt eingehen Wir Magdeburger werden übrigens immer über die vielen „runden“ Geburtstage, außer natürlich im Fernsehen, in den Nachrichten und in anderen Medien in unserer eigenen Lokalzeitung, der „Volksstimme“, bestens informiert.

Die DDR-Ampelmännchen, 2014 (Quelle Wikipedia)

Die DDR-Ampelmännchen, 2014 (Quelle Wikipedia)

Ich fange heute mal mit den DDR- oder „Ost-Ampelmännchen“ an, die ihren 50. Geburtstag in diesem Jahr feiern. Vor zwei Jahren habe ich vor meinem 80sten Wiegenfest mein Auto abgegeben und bin seither ohne fahrbaren Untersatz, außer meinem uralten Fahrrad, das ich für kleinere Runden immer noch benutze. Bis zum „Autoaussteigen“ hatte ich einen Schlüsselanhänger für meinen Autoschlüssel mit dem grünen „Geher“, dem von Karl Peglau für die DDR-Verkehrsampeln entworfenen „grünen Männchen“, der forsch ausschreitet und dabei zu sagen scheint „jetzt geht‘s weiter“. Das „rote“ Männchen mit dem sympathischen Strohhut und ausgebreiteten Armen signalisiert hingegen „Stopp“. 1969, vor 45 Jahren traten die wohl bekanntesten Ampelmännchen der Welt an der Kreuzung Unter den Linden und Friedrichstraße im damaligen Ostberlin ihren Dienst an.

Nach der Wende erwartete nun eigentlich jeder, dass mit dem Erscheinen der ersten westdeutschen und ziemlich unattraktiven und langweiligen TÜV-standardmäßigen Ampelmännchen (ohne Hüte), die ostdeutschen Kumpanen wie so Vieles andere aus dem Alltag der vereinigten Menschen verschwand. Pustekuchen! Es gab richtiggehende, lautstarke Proteste, und ein Schwabe (Designer Markus Heckhausen) machte aus den Ostmännchen eine Kultmarke. Sie erschienen auf Tassen, T-Shirts, usw. und eben auch als Schlüsselanhänger. Der einstige Urheber, Karl Peglau, wurde mit ins Boot geholt. Die Ostmännchen wurden in den „Richtlinien für Lichtsignalanlagen“ als zulässiges Sinnbild aufgenommen, so wie übrigens auch der „grüne Pfeil“, der in vielen Städten zum fließenden Verkehr mit beiträgt. Die Ampelmännchen Ost werden in der Zwischenzeit auch in vielen westdeutschen Städten und in ganz Berlin als Lichtzeichenanlage eingesetzt. Die Touristen, vor allem Japaner lieben sie innig. Wie auch ich, immer noch!

Mit dem Panama Kanal öffnete 1914, vor hundert Jahren, ein gewaltiges Bauwerk seine Schleusen zur ersten Kanaldurchfahrt. Am 15. August 1914 passierte das Paketboot „Ancon“ als erstes Wasserfahrzeug mit 200 Passagieren den fertigen Kanal in voller Länge. Damit wurde eine Verbindung geschaffen zwischen dem Atlantik und Pazifik, und die immer sehr schwierige, oft äußerst gefährliche und vor allem langwierige Umfahrung der südlichen Spitze Südamerikas bei Kap Hoorn wurde zur Vergangenheit für die Schifffahrt.

Schon lange vorher hatte man davon geträumt eine Wasserstraße zwischen den beiden Weltmeeren an einer günstigen Stelle zu bauen. Die Ende des neunzehnten Jahrhunderts im Jahr 1880 unter der Leitung des Suez-Kanal-Erbauers Lesseps durch die Franzosen begonnenen Arbeiten am Kanal an der gleichen Stelle im heutigen Panama kosteten Tausenden Arbeitern das Leben und wohl auch zu viel Geld. Die gegründete Kanalgesellschaft ging Pleite. Dann übernahmen die Amerikaner 1904 das Geschehen. Organisation, Logistik und Ingenieursleistung stimmten. Die Kosten mit über 375 Millionen Dollar machten das imposante Bauwerk zum teuersten in den USA zu damaliger Zeit. Die Länge des Kanals beträgt etwas über 80 km. Bei der Durchfahrt wird ein Schiff auf die Höhe des 26 Meter über dem Meeresspiegel liegenden Gatún Stausees gehoben und danach wieder abgesenkt. Die drei damals gebauten großen Schleusen im Kanal verrichten ihre Arbeit einwandfrei noch heute. Und wieder verloren viele Arbeiter beim Kanalbau ihr Leben. Zweifelsohne wurde aber mit der Fertigstellung des Panama Kanals eine bis dato einmalig große Ingenieursleistung vollbracht. Heute ist Panama Eigentümer des Kanals, und gegenwärtig durchfahren ihn etwa 14.300 Schiffe im Jahr. Zurzeit wird der Kanal ausgebaut (neue Schleusen und Vertiefung), um Containerschiffen mit 14.000 Containern die Durchfahrt zu ermöglichen. Geplant ist die Fertigstellung bis 2015.

Vor 85 Jahren (am 30. Juli 1929) wurde Werner Tübke geboren, ein großer Maler, dem wir das riesige Panoramabild „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ über den Deutschen Bauernkrieg im 16. Jahrhundert zu verdanken haben und für das ein eigener Gebäudekomplex (als Rotunde) im thüringischen Bad Frankenhausen von der DDR gebaut wurde. Mit einer Fläche von 1722 m² zählt es zu den größten Tafelbildern der Welt. Die Leinwand mit dem Bild ist 123 m lang und 14 m hoch. Tübke bezeichnete damals Albrecht Dürer und Lucas Cranach den Älteren als seine künstlerischen Vorbilder für sein Monumentalwerk. Er hatte 1976 mit den ersten Skizzen für das Panoramabild begonnen. Die Arbeiten zogen sich hin. 1987 war das Werk vollendet. Unsere „Volksstimme“ bezeichnet das Bild als „Opus Magnum“ des Künstlers. Wie wahr! Anlässlich des 500. Geburtstages von Thomas Müntzer (geboren 1489) wurde das Panorama Museum in Bad Frankenhausen im September 1989 offiziell eröffnet und wird seither jährlich von etwa 120.000 Menschen besucht.   

Ich habe den „Ort des Geschehens“ (Schlacht von Frankenhausen), in dem Thomas Müntzer von der Bundschuhbewegung mit seinen Bauern die Schlacht verlor und später hingerichtet wurde, mehrere Male besucht. Müntzer selbst ist von Tübke ins Zentrum der Panorama Darstellung gestellt worden. Es gibt jedes Mal Neues in dem Monumentalbild zu entdecken. Außerdem hatte ich mir als Briefmarkensammlerin (damals noch, heute nicht mehr) den von der DDR herausgegebenen Sonderbriefmarkensatz zu Ehren von Thomas Müntzer besorgt, der 1989 (vor 25 Jahren) erschienen ist. 

Ausschnitt aus dem Panoramabild von Tübke, 85 Pfg. Briefmarke der DDR, 1989

Ausschnitt aus dem Panoramabild von Tübke, 85 Pfg. Briefmarke der DDR, 1989

Es gibt viele Diskussionen und Auslegungen aller Art zu dem Panoramagemälde. Eine Interpretation sieht darin Tübkes Darstellung in Form einer Allegorie auf die zum Scheitern verurteilte DDR: So wie Thomas Müntzer einsehen muss, dass seine Vision eines besseren Lebens für die einfachen und armen Bauern gescheitert ist, so würde auch die Vorstellung der DDR-Regierenden von den Segnungen des Sozialismus für die Menschheit scheitern. Die zweite Deutung ist der Hinweis auf die Vergänglichkeit allen Seins im Hinblick auf alle gesellschaftlichen Prozesse zu diesen und anderen Zeiten, was so viel wie „das Werk ist zeitlos“ bedeutet. Dieser Auslegung stimme ich eher zu. Werner Tübke, der 2004 gestorben ist, hatte sicherlich seine ganz eigene Deutung. Er hat das Ende der DDR im Jahr der Eröffnung des Panoramamuseums in Frankenhausen und die Vereinigung beider deutscher Staaten noch miterlebt. Mit seinem Werk hat er uns eine Hinterlassenschaft übergeben, die besonders heutzutage immer noch viel zu sagen hat.

Die Fotografie wird 175 Jahre alt. Wer hätte das gedacht? 1839 wurde in der Pariser Akademie der Wissenschaften die Erfindung des Fotografierens, die man dem Patentbesitzer und Urheber Louis Daguerre abgekauft hatte der Öffentlichkeit vorgestellt. Daguerre gilt, zusammen mit Joseph Niépce als der Erfinder der Fotografie. Seither ist das Fotografieren zu einem aus unserem gesellschaftlichen Leben nicht mehr wegzudenkenden Medium für die Kunst, Kultur, Informationsverbreitung, Politik und für den menschlichen Alltag geworden. Vor 100 Jahren entwickelte Oskar Barnack für die Firma Leitz in Wetzlar den Vorgänger der berühmten Leica, auf der man Aufnahmen im Kleinbildformat (35 mm) machen konnte. 

Meine ersten Fotos knipste ich mit einer kleinen Boxkamera. Ich war selig über die „eigenen Bilder“. Diese Kamera begleitete meine Schulzeit und die Jahre der Maurerlehre. Dann besaß ich während der Studienzeit in Dresden, Karlsruhe und London, sowie noch in den ersten Ghana Jahren eine hervorragende DDR-Kamera, die Praktika, die ich wie einen Augapfel hütete. Sie hat bei guter Pflege sehr lange gehalten. Fotografiert habe ich mit Schwarz-weiß Filmen. Ich lernte dabei frühzeitig, meine Fotografien selbst zu entwickeln, was ich bis zum Ende meiner Ghana-Zeit auch weiterhin mit Schwarz-weiß-Filmen getan habe. Erst mit den späteren Spiegelreflexkameras bin ich auf Farbfotografie umgestiegen und da vor allem auf das Fotografieren mit Diafilmen. Wir arbeiteten in der Universität Kumasi in Ghana auch häufig mit Polaroid Kameras, die es seit 1948 gibt.

Ich fotografierte in Ghana dann mit Olympus Kameras und nach meiner Rückkehr später in der Bundesrepublik mit Canon Kameras. 2001 erwarb ich meine erste japanische Digital Kamera, die mir jahrelange gute Dienste leistete. Ich war immer wieder begeistert von der hohen Qualität der Makroaufnahmen, die alle kleinen Krabbelchen (Spinnen, Wespen, Hummeln und Fliegen, usw.) in Blumenblüten haarscharf zeigten. Was für eine Freude wurde nun das Fotografieren! In der Zwischenzeit gab es die alten Speicherkarten für meine Fuji-Kamera nicht mehr, die ich einem guten Freund geschenkt habe (zusammen mit meiner ganzen Speicherkartensammlung), der mit dem digitalen Fotografieren anfangen wollte. Heute knipse ich mit einer Lumix Digital Kamera, die zwar einen großen Monitor hat, aber noch mit einem Okular versehen ist. Ich kann einfach über/durch einen Kamera-Monitor nicht fotografieren wegen der Lichtreflektionen und muss mein Foto mit dem Auge „anpeilen“ können.

Die „Fotografiertechniken“ und damit verbundenen Kameras und Speichermedia entwickeln sich heutzutage genau so rasant schnell wie die Computertechnik. Was nun auf dem Fotomarkt geschieht, tangiert mich nicht mehr. Ich brauche kein Smartphone, iPhone oder Tablet, auch kein Handy mehr mit Kamera. Nur noch selten komme ich zum Fotografieren. Die Digitalisierung aller Fotos und ihr Speichern im PC nimmt meine Zeit immer noch voll in Anspruch, damit ich meine Fotoalben entsorgen kann, die mir im Alter wie ein Klotz am Bein hängen. Denn wer sieht sich heute noch Fotoalben an, wenn er seine „Selfies“ auf Facebook & Co. postet? Mit einem Selfie beende ich daher diesen „Geburtstagsbeitrag“.

Selfie im Arbeitszimmer, August 2014

Selfie im Arbeitszimmer, August 2014

 

 

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