Tynwald – ein Zuhause zum Erinnern

Als ich 1983 zum ersten Mal anlässlich einer Dienstreise nach Zimbabwe flog, kam ich bei meinen Freunden Eike und Muzz, die ich aus meinen Ghana Jahren kannte, in ihrem Stadthaus in Harare unter. Das war ein großes Haus mit wunderschönem Garten, in dem ich nach Feierabend mit ihren beiden Jungens und der ebenfalls großen Hundeschar nach Herzenslust herumtoben konnte. Dabei blühten überall entlang den Straßen, auf denen man zu der Zeit noch total sicher spazieren gehen konnte die Jacaranda und Bauhinia Bäume in einer kaum zu beschreibenden Farbenpracht. 

Meine Freunde erwarben bald danach eine kleine Farm etwas außerhalb der Stadtgrenzen von Zimbabwes Hauptstadt. Muzz war City Architekt in Harare gewesen und wurde nun Farmer. Und Tynwald wurde zu einem kleinen Paradies, das ich kennen- und lieben lernte.

Eine Gottesanbeterin im Garten

Eine Gottesanbeterin im Garten

Bei jeder Dienstreise wohnte ich bei ihnen, und so wurde die Farm auch für mich, wie für Eike, Muzz und ihre Kinder zu einem Zuhause zum Erinnern, für das meine beiden Freunde ihr Herzblut hingegeben haben. Alle ihre Angestellten wussten das sehr zu schätzen. Viele meiner freien Stunden verbrachte ich in ihrem herrlichen Garten, der zu jeder Jahreszeit mit wunderschönen Blumen und blühenden Büschen aufwartete.

Unvergessen bleiben mir die Tage auf der Farm, als die Flamboyant Bäume, Kakteen, Hibiskusbüsche und Passionsblumen im Garten blühten. Und Eikes Wicken, die an den Zäunen emporwuchsen umschmeichelten mit ihrem süßen Duft die Nase. Wie passend ist doch die englische Bezeichnung „sweet peas“. Wenn sie blühten, stand immer eine kleine Vase voller duftender Wicken in meinem Gästezimmer.

Zunächst wurde Gemüse angebaut. Viele fruchttragende Bäume, wie Papayas, Litschis, und andere sorgten für einen immer gedeckten Obsttisch. Pferde, Rinder, Kälber, ein paar Schweine und Enten wurden gehegt und gepflegt.

Sowohl Eike als auch Muzz könnte man als „Tierflüsterer“ bezeichnen. Es ging nicht nur den Zweibeinern, sondern allen Vierbeinern gut auf der Farm. Und Muzz kommunizierte sogar mit einer großen Adlereule, die abends um die Häuser huschte– unhörbar wie ein Geist. Wenn sie sich in der Nähe auf einem Baumast niederließ, fing Muss an mit ihr zu „reden“. Ich war total erstaunt, als der Vogel antwortete!

Dann entwarf und baute Muzz eine moderne Melkanlage, damit die wachsende Herde von Eikes Holsteiner Kühen maschinell gemolken werden konnte. Darunter waren preisgekrönte Milchkühe, auf die beide mit Recht stolz sein konnten. Ein neues Gästehaus entstand, in dem ich bei meinen Besuchen einzog. Die Veranda vom Farmhaus wurde vergrößert und überdacht, und der Garten wurde immer bunter.

Beide Söhne beendeten ihre Schul- und Lehrzeit und bereiteten sich auf ihre Studienzeiten im Ausland vor, der eine in der Bundesrepublik, der andere in den Vereinigten Staaten von Amerika. Harare wuchs, es wurden neue Stadtteile geplant. Meine Freunde nahmen diese sich ihnen bietende Gelegenheit wahr und veräußerten ihre Farm. Es sollten neue Wohngebiete dort entstehen. Sie zogen nach Harare in die Dachgeschosswohnung eines Hochhauses. In Zimbabwe waren zu der Zeit schon die Zeichen an der Wand zu sehen vom bevorstehenden Drama der Farmenteignungen und –besetzungen, die unendliches Leid über viele Menschen und Zimbabwe an den Rand des wirtschaftlichen Ruins bringen sollten.

Bei meinem letzten Besuch 1999 konnte man schon ahnen, was aus in diesem nach der Unabhängigkeit so hoffnungsvoll in die Zukunft blickenden Land und seinen Menschen werden würde. Aufgrund meiner langjährigen Erfahrungen in Ghana war mir klar, dass schlimme Zeiten auf Zimbabwe zukamen. So flog ich nach dem letzten Besuch mit schwerem Herzen nach Hause. Selbst der einmalig schöne frühmorgendliche Sonnenaufgang in 10.000 Meter Höhe, den ich durch das Flugzeugfenster mit der Kamera festhielt konnte mich nicht richtig trösten. Mit diesem Beitrag sage ich meinen Freunden, von denen Muzz leider nicht mehr lebt ein ganz herzliches „Danke“ für die unvergesslichen Stunden, die ich mit ihnen auf ihrer Farm Tynwald teilen durfte.

Sonnenaufgang in 10.000 Meter Höhe auf dem Rückflug

Sonnenaufgang in 10.000 Meter Höhe auf dem Rückflug

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