Naturparadiese Fothergill Insel und Bumi Hills

1985 konnte ich während einer Dienstreise nach Zimbabwe an einem Wochenende über Kariba zur Fothergill Insel im Kariba Stausee fliegen. Als 1959 der riesige Staudamm an der Grenze zwischen Zimbabwe und Zambia, der den Zambesi Fluss eindämmt fertiggestellt wurde, bildete sich ein etwa 280 km langer und durchschnittlich um die 20 km breiter See. Die Fothergill Insel, die dabei entstanden ist liegt in der Nähe vom südlichen Ufer des Sees. In der Trockenzeit, sozusagen bei „Niedrigwasser“, ist die Insel oft wieder mit dem nahen Festland verbunden, auf dem sich der Matusadona National Park befindet. 

Bevor sich der Kariba See bildete, mussten viele Tausende Menschen, die zur Volksgruppe der Tonga gehören, aus ihren Dörfern am Zambesi Fluss umgesiedelt wurden. Die Tongas bewohnten bereits seit dem 15. Jahrhundert das Zambesi Tal. Für sie war dieser Ort heilig. Sie sind eine Ethnie ohne hierarchische Stammesstruktur und leben in losen Verbänden. Vorher hatten sie vom Fischfang gelebt, jetzt wurden sie Ackerbauern. Mit ihren traditionellen Rundhäusern gingen auch viele der einzigartig schön geschnitzten Holztüren unter. Glücklicherweise konnten Teile davon gerettet werden durch einige Rhodesier, die am Erhalt des kulturellen Erbes ihres Landes interessiert waren. Die Tonga Gemeinschaft wurde auseinander gerissen. Ein Teil lebt heute in Zimbabwe, der andere in Zambia.

Eine Tonga Tür, vorwiegend mit Ellbogenmustern verziert

Eine Tonga Tür, vorwiegend mit Ellbogenmustern verziert

In einer als Operation „Noah“ bekannt gewordenen „Umzugsaktion“ wurden außerdem etwa 6.000 große und kleine Tier eingefangen – einschließlich Nashörner und Löwen, Schlangen und Eidechsen – und ebenfalls umgesiedelt in das Naturschutzgebiet auf dem Festland. Diese Operation war ein bisher beispielloses Unternehmen, das von Rupert Fothergill angeführt wurde, dem die Insel ihren Namen zu verdanken hat.

Auf Fothergill gab es zur Zeit meines damaligen Besuches einen Airstrip, die urige Safari Lodge, in der ich untergebracht war, ein kleines Dorf und jede Menge Tiere – viele Impala Antilopen, Büffel, Elefanten, Flusspferde, Löwen, Leoparden, Warzenschweine, Hyänen, usw. – und Vögel, darunter auch Fischadler. Ich war mit einem kleinen Flugzeug von Kariba aus zur Insel geflogen. Die Chalets der Lodge waren sehr gemütlich, mit Strohdach gedeckt und einer kleinen, überdachten Veranda im Eingangsbereich mit Blick übers Wasser auf das Festland gegenüber. In einem kleinen Boot tuckerten wir am Nachmittag unseres Ankunftages auf der Seeseite durch die Reste von verdorrten, wie schwarze Skelette aus dem Wasser ragenden Äste, Baumkronen und Stämme der bei der Stauseebildung untergegangenen Hartholz Bäume. Abends wurden diese von den Kormoranen als Schlafbäume benutzt. Bei einer Fahrt über die Insel mit dem Landrover am nächsten Tag begegneten wir vielen Impalas, Elefanten und Büffeln. Auf der höchsten Stelle der Insel hielten wir an. Wir hatten einen fantastischen Rundblick, zogen uns aber alsbald zurück. Zu viele Elefanten kamen uns immer näher.

Mit unserem Guide legte ich mich an, als ich an einer trockenen, ziemlich sandigen Stelle Steinzeitwerkzeuge fand, kleine und größere haarscharfe Schaber und Schneidewerkzeuge und auch einige Pfeilspitzen und in Begeisterung darüber ausbrach. Denn wenn hier in grauer Vorzeit Menschen gesiedelt haben (sicherlich Ureinwohner wie die San), bedeutete das für den Tourismus eine wahre Attraktion. Für den Guide gab es auf Grund seines Glaubens keine Evolution. Er ließ sich von meiner Begeisterung nicht anstecken, ignorierte die auf ihn einstürmenden Fragen unserer Gruppe, scheuchte uns in den Wagen und fuhr sofort zurück zur Lodge. Ich hatte natürlich keinen meiner „Funde“ mitgenommen und bedauerte das abrupte Ende des Ausflugs sehr. Hätte ich doch wenigstens einen der Schaber „mitgehen“ lassen, um dessen Alter bestimmen zu können!

1988 und 1994 flog ich nach Bumi Hills am Karibasee, westlich vom Matusadona Park gelegen. Die Ausblicke von der Lodge dort sind fantastisch. Beim ersten Besuch (auch hierher war ich mit einem kleinen Flugzeug von Kariba aus geflogen) unternahm ich gleich am Nachmittag eine Bootsfahrt. Und wieder bewunderten wir die abgestorbenen und teilweise noch riesigen Baumkronen im See, auf denen Massen von Kormoranen gegen Abend ihr „Nachtlager“ aufschlugen.

Es war April und Regenzeit in Zimbabwe. So erlebten wir den einen oder anderen gewaltigen Regenschauer, verbunden mit Gewitter bei der ersten Tagessafari am nächsten Tag, auf der wir viele Elefanten sehen konnten. Bei einer weiteren Bootsfahrt nachmittags erlebte ich das Spektakel schwimmender Elefanten. Die Flusspferde hingegen wurden nur aus beachtlicher Ferne beobachtet. Um die machten wir mit unserem kleinen Boot einen großen Bogen.

Am letzten Tag unternahm ich einen Tagesausflug mit einem kleinen Flugzeug in den nicht weit entfernten Hwange Nationalpark.

Flug in den Hwange National Park, 1.4.1988

Flug in den Hwange National Park, 1.4.1988

Dieser Park ist fast so groß wie Schleswig-Holstein und beherbergt (außer den „big five“ – Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard) jede Menge Zebras, Giraffen, Antilopen usw. Von einer solchen Tierwelt umgeben zu sein, ist wie ein Wunder, und wenngleich ich die „big five“ nicht alle zu Gesicht bekommen habe, so erlebte ich doch wenigstens Nashörner, Büffel, Elefanten und sah auch viele Zebras.

Beim zweiten Besuch in Bumi Hills im Jahr 1994 gab es wieder die spätnachmittägliche Bootsfahrt, von der aus viele Elefanten zu sehen waren. Die Abendstimmung auf dem Wasser war wunderschön. Die Sonnenuntergänge am See sind traumhaft.

Der nächste Tag war regnerisch, aber dennoch hatten wir tolle „elefantische“ Begegnungen unterwegs. Ich fing allerdings schon bei der Fahrt unterwegs an zu zittern, weil unser Guide sehr nahe an die Tiere heranfuhr. Er meinte er kenne sie alle, sie würden uns nichts tun. Bis ein vermutlich übellauniger oder auf Brautschau befindlicher Bulle einen Scheinangriff auf unseren offenen Landrover startete. Da nahm auch der Guide rückwärtsfahrend sehr schnell Reißaus. Der alte Bulle trompete laut und siegesgewiss und „entließ“ uns gnädig. Er war der Sieger! Mir blieb vor Schreck fast das Herz stehen. Zurückdenkend kann ich mich sehr glücklich schätzen, solche Erlebnisse gehabt zu haben.

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