In den Eastern Highlands in Zimbabwe

Ich habe während der 4-wöchigen Dienstreise im August 1985 ein paar Wochen lang im Ministerium für Lands, Resettlement and Rural Development (MLRRD) gearbeitet, um gemeinsam mit den dort zuständigen zukünftigen Projektpartnern einen Antrag auf Unterstützung bei der Bundesregierung für den Aufbau ländlicher Technologiezentren in Zimbabwe vorzubereiten. Allerdings erfolgte am 6. August, als wir gerade mit der Arbeit fast fertig waren eine Restrukturierung der Ministerien, die verbunden war mit der „Umsetzung“ einiger Staatssekretäre, einschließlich des für das geplante Vorhaben im o. e. Ministerium Verantwortlichen. Zusätzlich zu diesen Änderungen, die ich in der Rubrik „Projekte im Rückblick“ näher beschreiben werde, kam noch der sogenannte Heldengedenktag („Heroes Day“) dazu, der immer, wie auch alle anderen politischen Feiertage in Zimbabwe großzügig mit Brückentagen versehen wurde, damit alle Werktätigen in ihre Heimatorte fahren konnten, um dort an den Umzügen teilnehmen zu können. Ich hatte also einige freie Tage zur Verfügung.

So beschloss ich zusammen mit zwei zimbabwischen Bekannten und einem Besucher aus der GTZ Zentrale in die Eastern Highlands nach Nyanga zu fahren. Muzz, der Mann meiner Freundin Eike hatte angeboten mich als „Fahrer“ zu begleiten, was natürlich sehr schön war, weil er die zu besuchenden Orte und Gegenden gut kannte. Der GTZ-Besucher fuhr mit den Zimbabwern mit. Am 10. August 1985 fuhren wir aus Tynwald ab, der Farm meiner Freunde, wo ich während meiner Zimbabwe Aufenthalte immer wohnte. Es ging ohne Unterbrechung durch bis nach „Blue Haze“ im Gebiet von Juliasdale, einem kleinen Paradies, das von Gästen der Friedrich-Ebert-Stiftung benutzt wurde. Juliasdale ist die Bezeichnung für die ganze Landschaft hier im Hochland, wozu die Wasserfälle gehören, auch der Mtarazi Fall, der höchste im Zimbabwe. Das Gebiet schließt auch das fruchtbare Honde Tal mit ein. Eike hatte uns die Unterkunft in Blue Haze vermitteln können.

Durch Mutare, die Hauptstadt der Provinz Manicaland sind wir auf dem Hinweg nur durchgefahren. Es ist die viertgrößte Stadt Zimbabwes und liegt nur 8 km vom Nachbarland Mozambique entfernt am Fuße des Gebirges. Am Nachmittag ging unsere Fahrt von Blue Haze aus noch weiter bis zum Agricultural Training Centre (ATC) in Chitepo. Der dortige Leiter hatte die GTZ um Unterstützung gebeten beim Vorbereiten und Hinzufügen einer „Angepassten Technologie“ Komponente in das Curriculum des Ausbildungszentrums. In dem Gebiet um Chitepo siedelten sich seit 1976, dem Beginn des fast 16 Jahre lang andauernden Bürgerkrieges viele Flüchtlinge aus Mozambique kommend als „Squatter“ an. Es gab deswegen bereits viele Probleme und Schwierigkeiten mit den Einheimischen. Ich war von der Fahrt durch die Kiefernwälder und die abwechslungsreiche Berglandschaft sehr beeindruckt. Die Eastern Highlands sind ein markanter Gebirgszug, der zugleich die Ostgrenze Zimbabwes zu Mozambique bildet. Wir befanden uns im nördlichen Teil, in Inyanga, im sogenannten „high veld“. Später sollte ich auch noch einige andere Teile des Gebirges kennen lernen. Es herrscht hier ein sehr angenehmes und kühles Klima. An den Berghängen wachsen viele seltene Farne und Orchideen. Der wunderschöne Botanische Garten in Vumba, über den ich getrennt berichte, liegt in der Nähe. Er beherbergt eine Vielzahl einheimischer Pflanzen und Bäume und ist auch das Ziel einiger meiner Reisen gewesen. Wir waren im August am Ende der Winterzeit in Zimbabwe in die Highlands gekommen, wenn der Frühling anfängt. Braun, orange, gelb und rot sind dann die beherrschenden Farben. Vor allem die Msasa Bäume (Brachystegia spiciformis) erstrahlen in leuchtendem Rot. Für mich sind das eigentlich unsere gewohnten heimatlichen Herbstfarben. Hier jedoch läuten sie den Frühling ein und geben der sie umgebenden Landschaft ein warmes Leuchten. Für mich wurden diese fantastischen Frühlingsfarben der Msasa Bäume zusammen mit denen der später blühenden Jacaranda Bäume zum Inbegriff der „Zimbabwe Farbpalette“. Sie sind ganz einfach einmalig!

Nach der Rückkehr fuhren wir vom Gästehaus gleich ins nicht weit entfernte „Montclair Hotel“ zum Abendessen. Bevor wir uns an dem gebuchten Tisch im Restaurant niederließen, ging es ins dortige Kasino. Während Muzz, Lizz und Jeremy an den Roulette Tischen ihr Glück versuchten, aber nichts gewannen betätigten der GTZ-Besucher und ich die „einarmigen Banditen“ und gewannen beide schon nach wenigen Minuten „Jackpots“ mit unseren hineingesteckten Münzen. Mit dem gewonnenen Geld hätten wir tagelang einen Luxushotel Aufenthalt und viele Abendessen bezahlen können. Ich habe nie wieder in meinem Leben solche Geldsumme gewonnen, weder beim Lotto, noch an irgendwelchen Geld schluckenden „Maschinen“. Nach dem Abendessen fuhren wir selig zurück in unsere Unterkunft. Es wurde sehr kalt in der Nacht. Und am nächsten Morgen lag sogar etwas Raureif auf den roten Msasabaumblättern. Der morgendliche Spaziergang am 11. 08. durch die Felslandschaft um das Gästehaus herum zusammen mit Lizz war wunderschön. Die Sonne schien von einem wolkenlosen, strahlend blauen Himmel und erwärmte uns sehr schnell. Der Reif auf Gras, Büschen und Blättern verwandelte sich in glänzende Tropfen, die wie Diamanten glitzerten. Nach dem Frühstück fuhren wir zum Inyangombi Wasserfall, der in mehreren Kaskaden in eine Schlucht fließt. Ein toller Anblick, der auch auf einer Briefmarke verewigt wurde. Wir waren in der Natur völlig allein und vom Anblick des rauschenden, weißen Wassers überwältigt.

 

Von hier aus ging es weiter zur „World’s View“, einem Aussichtspunkt, von dem aus man die ganze umgebende Berglandschaft, die Täler und Mutare in der Ferne sieht. Auf dem Rückweg hielten wir in der „Troutbeck Inn“ (mit eigener Fischzucht) zum Mittagsimbiss an, und natürlich gab es gebratene Forelle! Abends ging es wieder ins Montclair Hotel, aber diesmal hatte uns das Spielglück verlassen. Unserem GTZ- Besucher, dem beim Abendessen am Tag davor nur die kläglichen Reste vom Karamellpudding als Nachtisch serviert werden konnten, erhielt an diesem Abend eine ganze Puddingschüssel voll der süßen (und kalorienreichen) Verführung. Wir hatten uns vorher, wie auch am Vortag zum Dinner angemeldet, und die aufmerksame Bedienung hatte sich unsere Namen gemerkt. Das nenne ich „Service“! Am 12. 08., dem Tag unserer Rückfahrt sind wir sehr früh aufgestanden, haben nach dem Frühstück abgewaschen und aufgeräumt und sind um 7 Uhr abgefahren aus Blue Haze. Zuerst ging es bis zur Pungwe View durch die Kiefernwälder. Ihr Duft hat uns noch weit begleitet. Der Pungwe Fluss entspringt im Nyanga National Park und fließt, unterbrochen von mehreren Wasserfällen (darunter die Mtarazifälle mit 762 Meter freiem Fall) nach Mozambique. Von der Pungwe View aus kann man in die fast 10 km lange Flussschlucht blicken. Die Landschaft erscheint hier überwältigend, aber auch irgendwie düster. Das war jedenfalls mein erster Eindruck. Die Wolken hingen tief, deswegen bedrückt einen der Ausblick zusammen mit dem Rauschen des Flusses und der Fälle. Über Mutare, Rusape und Marondera ging es zurück nach Harare. Wir fuhren auf dem Rückweg langsam durch Mutare hindurch auf hervorragend gepflegten Straßen. Überall gab es ein Blütenmeer und überall war Sauberkeit. Wir waren sehr beeindruckt.

Im Januar 1988 war ich wieder unterwegs in Zimbabwe. Ich konnte über ein verlängertes Wochenende auch wieder eine Fahrt in die Eastern Highlands planen. Diesmal bin ich allein gefahren. Eike hat mir ihr Auto geliehen. Ich bin am 9. 01. morgens gleich durchgefahren bis nach Vumba und dort im „Leopards Rock Hotel“ in der Nähe vom Botanischen Garten abgestiegen. Während in Harare die Sonne schien bei der Abfahrt, regnete es hier in Strömen bei meiner Ankunft. Die Zimbabwer freuen sich immer über den Regen, ich eher nicht, wenn er mir meine Pläne durchkreuzt. Den ganzen nächsten Tag konnte ich wegen des Regens keinen Schritt vor die Tür tun und habe mich einfach richtig ausgeruht, was mir in der frischen Höhenluft ehrlich gesagt auch sehr gut getan hat.

Am 11. 01. bin ich nach Chitepo gefahren zum landwirtschaftlichen Ausbildungszentrum. Man hatte um meinen Besuch gebeten. Es waren dort einige neue Gebäude entstanden. Mit den Lehrern und Instrukteuren führte ich Gespräche über weitere Möglichkeiten einer Kooperation im Bereich angepasster Technologien. Dann war die kurze und ziemlich verregnete Reise auch schon vorüber, und ich machte mich auf den Heimweg nach Harare.

Im April 1988 war ich erneut in Zimbabwe. Mein eigentliches Dienstreiseziel war Botswana. Diesmal hatte ich mir aber über die Osterzeit Urlaub genommen und die Reise in Zimbabwe unterbrochen. Außer Besuchen anderer Orte des Landes konnte ich dann mit Muzz und Sohn Ross gemeinsam noch eine weitere Fahrt in die Eastern Highlands unternehmen. Wir fuhren am 11. 04. zunächst zum Blue Haze Gästehaus in Juliasdale zur Teepause. Danach ging es weiter bis zum Montclair Hotel, wo wir uns für die erste Nacht eingebucht hatten. Nach dem Mittagessen dort fuhren wir zum Inyangombi Wasserfall und zur World’s View.

Ich hatte mich nach meiner Ankunft in Harare, als wir die Reise in die Eastern Highlands planten, bereit erklärt für eine kirchliche Nichtregierungsorganisation dringend benötigte Medikamente zum Regina Coeli Krankenhaus im Nyamaropa Gebiet nahe der Grenze nach Mozambique zu bringen. Das wäre uns fast zum Verhängnis geworden, weil wir uns bei der Fahrt dorthin streckenweise total verfahren haben. Es wurde immer dunkler und richtig unheimlich. Denn so nahe an der Grenze waren in der Vergangenheit öfter Überfälle durch Banditen aus Mozambique verübt worden. Wir waren froh, als wir nach der Übergabe der Medikamente zurückfahren konnten und sicher wieder im Hotel landeten. Sicherlich haben die Gebete der dankbaren Schwestern alle Schutzengel alarmiert, und die konnten uns so auch behüten. Wir versuchten unser Spielglück ohne Erfolg nach dem Abendbrot im Hotel Kasino. Aber ich denke mal, das Glück bei unserer Irrfahrt war wichtiger gewesen. Ich hatte kein „Spielglück“ mehr.

Am 12. 04. sind wir nach Vumba zum Botanischen Garten gefahren. Das Wetter war nicht so gut. Es war trübe und recht windig, aber wir konnten uns überall umsehen. Wenigstens regnete es nicht. Den Mittagsimbiss gab es in der „White Horse Inn“. Dann ging es zum Übernachten in ein anderes Gästehaus. Da fehlten allerdings einige wichtige Dinge, wie Handtücher, Laken, Klopapier usw. Das hatten wir natürlich nicht mitgebracht. So buchten wir uns für die restliche Zeit nochmal um in ein Chalet des „Forest Hill“ Komplexes. Das war damals eine einfache, aber sehr gediegene Unterkunft. Am nächsten Tag (13. 04.) war einigermaßen schönes Wetter. Es ging also wieder in den Botanischen Garten. Danach bin ich mit Ross noch auf den Leopards Rock hoch geklettert. Die Anstrengung belohnte uns mit einer herrlichen Aussicht „von oben“. Auch den Nachmittag verbrachte ich im Botanischen Garten. Muzz hatte einige Besorgungen in Mutare zu erledigen, wohin er Ross mitnahm. Man konnte zu der Zeit im Vumba Garten stundenlang durch die schönste Natur wandern oder sich in einem der Liegestühle einfach ausruhen.

Abendessen wir wieder in der „White Horse Inn“. Die Restaurants waren hier alle irgendwie in der Nähe. Man musste nicht lange fahren. Und zu der Zeit waren sie immer gut besuchte Ziele der Touristen. Wie es heute dort aussieht vermag ich nicht zu sagen. Aber ich informiere mich immer noch regelmäßig im Internet über die Verhältnisse in Zimbabwe, wo meine Freundin Eike noch lebt. Muzz ist leider schon von uns gegangen.

Zimbabwer aller Herkunft und aus allen Schichten der Bevölkerung hoffen, dass eines Tages wieder geordnete Verhältnisse in ihrem Land herrschen und es wieder aufwärts geht. Es gibt immer noch eine tiefsitzende Bitterkeit über die Farmbesetzungen zum Zweck der Landverteilung. Denn dabei wurden auch die Farmarbeiter, die für die kommerziellen Farmer gearbeitet haben mitsamt ihren Familien vertrieben. Es fand keine gerechte „Umverteilung“ des Farmlandes statt. Und die „Neubauern“ besaßen außerdem in den wenigsten Fällen die benötigten Kenntnisse darüber, wie man mit dem Land umgeht, um gute Ernten einfahren zu können. Wo vorher großflächig Tabak angebaut wurde, kann man nicht gleich tolle Maisernten erwarten. Der Ackerboden muss entsprechend vorbereitet werden. So sehen heute die einst großen Tabak-, Getreide- und Gemüsefelder trostlos aus. Und die Ernten von den verteilten, kleinen Flächen reichen, wenn überhaupt, meistens nur zur Subsistenz der Kleinbauern aus. Viele der „neureichen“ Eigner großer Farmen (Parteibonzen und Militärs) haben Farmverwalter eingestellt, die Kenntnisse von kommerziell betriebener Landwirtschaft haben. Die benachteiligten Zimbabwer, zu denen diese „fat cats“ nicht gehören, verdienen wirklich eine bessere Zukunft.

Am 14. 04., unserem Rückreisetag, bereitete Muzz uns in unserem Chalet ein tolles Frühstück. Diesmal hielten wir auf dem Rückweg in Mutare an und besuchten das Museum dort. Das kann man jedem Besucher nur dringend empfehlen, wenn es heute noch in dem Zustand ist, in dem ich es damals kennen gelernt habe. Die Ausstellungen waren hervorragend sortiert und sehr sehenswert. Wir machten unsere Mittagspause in Rusape und waren am Nachmittag zurück auf der Farm.

Im Juli 1990 konnte ich während einer Dienstreise nach Zimbabwe wieder ein verlängertes Wochenende zu einer Fahrt in die Eastern Highlands benutzen. Diesmal fuhr ich wieder allein dorthin mit Eikes Auto. Im Blue Haze Gästehaus in Juliasdale war ich untergebracht. Ich konnte erst am Nachmittag des 17. 07. aus Harare abfahren, weil ich vormittags noch gearbeitet habe. Nur nahe Marondera wurde die Fahrt für eine Teepause unterbrochen.

Neues Strohdach auf einem Haus in der Nähe von Marondera, 17.7.1990

Neues Strohdach auf einem Haus in der Nähe von Marondera, 17.7.1990

Zum Abendessen bin ich in ein Hotel in der Nähe von Blue Haze gefahren. Man denkt, dass die Distanzen sehr groß sind, aber die Fahrzeit verfliegt sehr schnell, weil man auf den Wegen im Gebirge durch recht abwechslungsreiche Landschaften fährt. Und die angebotenen „Haltepunkte“ unterwegs sind jeder für sich sehenswert. Bei allen Stopps sieht man immer wieder Neues. So kommt man am Ende der Reise dort, wo man hin will nicht müde an, sondern eigentlich tatendurstig „nach mehr“. So erging es mir bei jeder Fahrt in diesem Land.

Abendstimmung in Juliasdale, 17.7.1990

Abendstimmung in Juliasdale, 17.7.1990

Nach dem Frühstück am nächsten Tag (18. 07.) unternahm ich einen langen Spaziergang in der Juliasdale Umgebung. Die Frühjahrsfärbung hatte gerade überall begonnen. Bei Blue Haze blühten bereits die ersten Pfirsichbäume. Und die Msasa Bäume begannen sich auch zart in ihrem typischen Rot zu färben. Die Felslandschaft in der Umgebung ist wunderschön. Es gibt viele Wildblumen und blühende Büsche. Man könnte hier stundenlang wandern. Wieder „drehte“ ich danach eine Runde von Blue Haze zu den Inyangombi Fällen bis zur World’s View und zum Eagles Rock (einem anderen Aussichtspunkt in der Nähe). In der „Troutbeck Inn“ wurde wieder Mittagspause eingelegt. Und abends ging es ins Montclair Hotel mit glücklosem Kasinobesuch vor dem Abendessen.

Am 19. 07. habe ich morgens nach dem Frühstück erst ein wenig skizziert, dann bin ich zur Pungwe View und zur Honde Aussicht gefahren, um die Pungwe Fälle zu fotografieren. Diesmal bei Sonnenlicht. Die Umgebung vom Pungwe Fluss und Honde Tal besteht aus dichten Wäldern. Wenn man diese Landschaft sieht und vor allem dann noch dabei in der Wärme der Sonne von Kieferndüften umwoben wird, kann man nicht glauben, dass man in Afrika ist. Auch hier war ich wieder völlig allein. Nur Vogelgezwitscher und das Rauschen der Fälle aus der Schlucht unter mir war zu hören. An den Straßenrändern blühten Wildblumen aller Art. Und überall summten fleißige Bienen. Das Honde Tal ist besonders bei Ornithologen beliebt. Es gibt eine Vielzahl nur hier heimischer Vögel. Außerdem wird im Honde Valley Tee angebaut. Der Zimbabwe Tee schmeckte mir übrigens hervorragend. Ich habe mich jedes Mal vor dem Heimflug damit eingedeckt, damit ich den Tee noch lange Zuhause genießen konnte.

Wenn man im Honde Valley unterwegs ist, bemerkt man gar nicht, dass man sich in diesem Teil der Eastern Highlands immer in einer Höhe von 900 bis fast 1.800 Metern bewegt. Diese Höhenunterschiede sind besonders markant festzustellen beim Mtarazi Wasserfall. Dessen Anblick ist überwältigend. Der Fall ist mit 762 Metern Fallhöhe der zweithöchste Wasserfall Afrikas (Quelle Wikipedia). Er fällt über die Steilkante des Gebirgsabbruchs. Das untere Ende des Falles kann man gar nicht sehen, sondern es nur erahnen. Ich bin noch bis zum Fluss vor der Fallkante gelaufen: Dabei konnte ich auf dem Hochplateau und an den Hängen die dort heimischen großen Baumfarne bewundern. Und von oben hat man wiederum einmalig schöne Ausblicke in die Umgebung. Großartig muss der Anblick des Mtarazi Wasserfalls in der Regenzeit von Februar bis April sein, wenn der Fluss viel Wasser führt. Aber auch bei meinem Besuch war es ein unvergesslicher Anblick. Danach bin ich nach Mutare gefahren zur Mittagspause im Restaurant vom „White Owl Hotel“ und nochmaligen Museumsbesuch. Unterwegs zurück nach Blue Haze wurde in einem kleinen Teehaus in Juliasdale noch eine Teepause eingelegt. Am 20. 07. bin ich nach dem Frühstück, Abwaschen, Aufräumen und Packen nach Harare zurückgefahren voller herrlicher Eindrücke und Erinnerungen.

Im September 1999 war ich zum letzten Mal in Zimbabwe. Und diesmal schon als Rentnerin. Seit 1997 war ich im Ruhestand. Ich hatte eine Selbstfahrtour durch Namibia geplant und bin nach Windhoek über Harare geflogen, um meine Freunde in Zimbabwe noch einmal besuchen zu können. Sie hatten ihre Farm und Rinderzucht mit Milchwirtschaft in der Zwischenzeit verkauft und waren nach Harare umgezogen. Da hatten die Besetzungen kommerziell betriebener Farmen und Vertreibungen der Farmer und ihrer Angestellten noch nicht begonnen. Es war Frühling und wieder „Jacarandazeit“ im Land, und überall in der Stadt leuchtete es in Lila. Am 3. 09. fuhren wir gemeinsam zur Musangano Lodge über Malwatte und Rusape. Wir hielten im Malwatte Zentrum, um uns die dort angebotenen kunsthandwerklichen Erzeugnisse anzusehen. Das Zentrum ist umgeben von Msasa Bäumen. Deren knallrote Blätter erfreuten wieder meine Augen und Seele! In Rusape sind wir im „Midway Hotel“, einem alten, sehr liebevoll sanierten Gebäude aus der Kolonialzeit zum Mittagessen eingekehrt. Das Hotel hat 1991 sein hundertjähriges Jubiläum gefeiert. Es gab dort einen wunderschönen Garten und ein kleines „Open-air“ Museum. Fast zahme Eland Antilopen begrüßten uns aus ihrem großen Gehege.

 

Noch waren die Fern- und Stadtstraßen in einem einigermaßen guten Zustand. Noch gab es den Zimbabwe Dollar. Und noch hatte die unglaubliche Inflation, die die eigene Landeswährung in den folgenden Jahren nach den Farmenteignungen und-besetzungen und nach dem Zusammenbrechen der Wirtschaft verschwinden ließ, nicht begonnen. Aber für mich waren die Zeichen des Niedergangs, den ich in den Jahren, in denen ich in Ghana war und auch in vielen anderen afrikanischen Staaten danach miterlebt habe, schon an der Wand. Ich wusste, dass dies mein letzter Besuch in Zimbabwe ist. Wir sind nicht bis in die Eastern Highlands zu den mir vertrauten Orten gefahren, aber waren doch in deren Nähe. Ich habe daher jede Stunde meines Aufenthaltes zutiefst genossen, wenn auch damit schon der Abschiedsschmerz verbunden war.

Die Musangano Lodge liegt etwa 25 km vor Mutare. Sie war schon damals und ist heute noch immer ein wunderschöner Ausgangspunkt für Touren in die Eastern Highlands. Die Chalets der Lodge tragen lokale Baumnamen. Wir waren in einem der größeren Chalets untergebracht worden, das den Namen „Mupembere“ trug. Es liegt von allen am höchsten. Alle Chalets sind sehr komfortabel mit afrikanischem Touch eingerichtet und für die Selbstversorgung voll ausgestattet. Am Eingang zur Rezeption steht eine Shona Skulptur, die den Zimbabwe Vogel darstellt. Hier soll der Bote der Ahnen zugleich auch der Hüter der Lodge sein. Da die Lodge an einem Berghang liegt, hat man von allen Veranden der Chalets aus herrliche Ausblicke auf das vor einem liegende Odzi Flusstal mit den Bergen der Highlands im Hintergrund. „Musangano“ bedeutet „Zusammenkommen und Gutes tun“.

Der Hüter der Lodge, 3.9.1999

Der Hüter der Lodge, 3.9.1999

Nachdem wir uns in unserem Chalet eingerichtet hatten, sind Eike und ich gleich auf einem der gekennzeichneten Wanderwege, dem „Summit Trail“ gelaufen und haben dabei 200 Höhenmeter geschafft. Der Rundblick „von oben“ war spektakulär! Gegen Abend erlebten wir einen wunderschönen Sonnenuntergang. Es wurde sehr kühl, und Muzz zündete ein Kaminfeuer an, das uns mit molliger Wärme umhüllte. Bei einem Glas Wein haben wir den Tag ausklingen lassen mit Erzählen über Erlebnisse aus unseren gemeinsamen Ghanajahren.

 

Am 4. September gab es morgens in der Lodge Frühstück mit „deutschem Touch“: Müsli (die Eigentümer sind Deutsche). Wir verabschiedeten uns von diesem kleinen Paradies und fuhren weiter zu den „Hot Springs“ Chalets. Es ging durch Mutare und über die Berge. Als wir an der Birchenough Brücke über den Save Fluss angekommen waren, hatten wir die Abfahrt zu den Heißen Quellen verpasst. Die Einfahrt zu den Chalets war sehr schlecht gekennzeichnet. Also kehrten wir um und fanden dann schließlich den richtigen Weg. Nach der Ankunft und dem Einchecken in unsere Unterkünfte haben wir „ganz auf Wellness“ gemacht: Massagen und danach im +27°C warmen, nach Schwefel duftenden Thermalwasser baden und die Seele baumeln lassen. So gestärkt bin ich mit Eike noch zum nahen Fluss gelaufen und habe die dort stehenden großen Affenbrotbäume skizziert und fotografiert. Die riesigen Bäume sind hier heimisch. Die meisten von ihnen haben eine rosafarbene Borke und eher eine Flaschenfom. In der Nähe gab es dann aber auch solche Baobabs, wie ich sie aus Ghana kannte.

Die Thermalquelle in „Hot Springs“ ist nicht vulkanischen Ursprungs. Es gibt zwei Hauptgebiete dieser Art Quellen in Zimbabwe. Ein Gebiet liegt in Südwest-Nordost Richtung entlang dem Zambesi Fluss, das andere in einer Nord-Süd Linie entlang den Eastern Highlands. „Hot Springs“ liegt in diesem Gebiet. Das Wasser kommt aus einer Tiefe von fast 3½ tausend Metern. In der Nähe der Quelle wurden 1893 von A.R. Jelliman, der die Thermalquelle „entdeckte“ Steinwerkzeuge der Ureinwohner gefunden. Das Quellwasser enthält in der Hauptsache Sodium Sulfat und Sodium Bikarbonat. Es kommt mit + 30 bis +35°C aus der Erde und ist heilend und sehr wohltuend für Erkrankungen des menschlichen Bewegungsapparates. Das Wellness Angebot in „Hot Springs“ (mit ärztlicher Betreuung) schloss besondere Massagen mit ein. Aber allein das Baden in dem Thermalwasser war recht erholsam. Wir genossen es am 5. 09. erneut und machten uns dann danach auf den Heimweg. Es war Sonntag. Wir beschlossen daher früher, als erst geplant abzufahren, um den sonntäglichen „Rückfahrverkehr“ nach Harare zu vermeiden. So strichen wir einen Besuch im Botanischen Garten in Vumba zum Abschluss unserer Fahrt leider aus dem Programm. Und oh Wunder, es gab nach unserer Rückkehr Wasser in der Wohnung in Harare. Tagelang hatten wir, hervorgerufen durch einen Rohrbruch in der Nähe nur stundenweise Wasser und mussten sehr sparsam damit umgehen. Auch das kannte ich aus meinen Ghanajahren. Im Abendlicht leuchteten die blühenden Jacaranda Bäume, als wir vom Dachgarten aus über die Dächer Harares blickten. Und Abschied nahmen voneinander. Und ich auch von Zimbabwe.

Jacaranda Blüten in Harare, September 1999

Jacaranda Blüten in Harare, September 1999

zurück…