porträt1_5.10.2013_139Von 1960 bis 1982 habe ich viele Höhen, aber auch Tiefen in einem afrikanischen Land miterlebt, das bei meiner Ankunft gerade seit etwas über drei Jahren frei und unabhängig von kolonialen Fesseln war und seine Zukunft selbst gestalten wollte.

Der Euphorie der Selbständigkeit, den ehrgeizigen Plänen für eine rasante wirtschaftliche Entwicklung zum Wohle der eigenen Bevölkerung und als Vorbild zur Nachahmung für andere afrikanische Länder mit dem Ziel der Schaffung eines Vereinten Afrikas, folgte sehr schnell eine große Ernüchterung. Personenkult, Korruption, Vetternwirtschaft und Verantwortungslosigkeit der gewählten Volksvertreter ließen der zarten Pflanze „Demokratie“ keine Chance, sich in Ghana zu entfalten. Dort mischte sich das Militär ein mit dem ersten Putsch 1966, bei dem Kwame Nkrumah, Ghanas erster Präsident gestürzt wurde. Erneut keimte danach Hoffnung auf unter Premierminister Dr. Busia, dessen Regierung der Militärregierung folgte (die Fotos in der Galerie sind von Wikipedia und GhanaWeb)

1972 übernahm das Militär dann wieder die Macht im Land, angeführt vom selbsternannten General Acheampong. Danach begann eine Talwanderung, bis das Land nach weiteren Putschen 1979 und 1981/82 durch den Luftwaffen Hauptmann Jerry John Rawlings die tiefste Sohle erreichte. Ich habe Anfang 1983 bei einem Besuch in Ghana, nachdem ich meine Tätigkeit bei der damaligen Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit GTZ (heute GIZ) nach meiner Rückkehr aus Ghana begonnen hatte, gedacht, dass das Land am Ende angekommen sei. So war es (fast) auch. Von da an ging es jedoch langsam, aber sicher wieder aufwärts. Zwar äußerst mühselig, aber getragen von der unzerstörbaren ghanaischen Familienstruktur (das beste Fundament für ein Gebäude darüber!) und von einer unendlichen Leidensfähigkeit, der großen Geduld, Liebenswürdigkeit, Offenheit und dem Humor seiner Menschen kann Ghana heute wirtschaftlich gestärkt wieder einer besseren Zukunft entgegen sehen. Es ist noch längst nicht alles Gold, was glänzt, aber wo ist es das schon?

In diesen ereignisreichen und häufig sehr schwierigen Jahren meines Lebens in Ghana habe ich mich intensiv mit der Kultur der verschiedenen Völkergruppen des Landes befasst. Obwohl ich mich immer als Gast gesehen habe, wurde Ghana für mich als Flüchtling aus der damaligen DDR für 22 Jahre meine afrikanische Heimat und die Heimat meines Herzens. Das verdanke ich der Gastfreundschaft und Zuneigung meiner ghanaischen Kollegen, Kolleginnen und Freunde mit ihren Familien, für die ich ihnen auch mit meiner Webseite danken möchte. Und ganz besonders Christian Lokko, meinem leider so früh verstorbenen besten ghanaischen Freund und Gefährten für viele Jahre, der mich eins lehrte – Geduld.

Nach meinen “Ghana-Jahren” führte mich meine Arbeit für die GTZ noch in viele andere afrikanische Länder, sodass mir die Geschicke der Länder dieses riesigen Kontinents und seiner Menschen mit ihren vielen verschiedenen Kulturen, den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und ihrer Geschichte, sowie den großen Landschaften mit ihrer einzigartigen Fauna und Flora immer noch sehr am Herzen liegt. Seit Ghana blicke ich auf manche Dinge durch meine “afrikanisch” getönte Brille, was manchmal (leider) auf Unverständnis stößt. Manchen Entwicklungen in Afrika stehe ich allerdings auch kritisch gegenüber, wobei ich wiederum eher vorsichtig bin mit bewertenden Urteilen. Und dabei oft an unser schönes Sprichwort denke “wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen schmeißen…”, um es symbolisch auszudrücken. Im Hannahblog teile ich meine Gedanken zu Tagesereignissen und Erlebnissen gerne mit Ihnen. Den habe ich zwar in der letzten Zeit leider sehr vernachlässigt, verspreche aber Besserung, sodass meine Stimme auch darin wieder vernommen werden kann. Außerdem steht im Blog auch meine Erklärung daür, warum ich auf meiner Homepage die Ghana “Brummis” mit ihren so einprägsamen Slogans als Seitendekoration verwende. Schauen Sie einfach im Hannahblog in die “Older Entries” (Alte Einträge) und dort in “Weise Worte aus Ghana”. Dann werden Sie mich verstehen.

Hannah Schreckenbach im Oktober 2018