Mit Cousin Helmut durch Ghana – vom 30. Juni bis 30. Juli 1974

Mit meinem Cousin Helmut und seiner Familie war ich seit Kindheitsjahren eng verbunden. Im Mai 2014 ist er gestorben. Die Erinnerung an seinen Besuch bei mir in Ghana bleibt mir unvergessen; denn ich konnte ihm auf unseren Fahrten einige Orte im Land zeigen, die ich bis dahin auch noch nicht kannte. Ich lebte und arbeitete damals noch in Accra, aber der Umzug nach Kumasi zur Arbeit an der dortigen Universität war für 1975 bereits geplant. Meine Wohnung in Ghanas Hauptstadt befand sich im Obergeschoss eines Miethauses in der Nähe vom Airport. Unter mir wohnte eine ghanaische Familie, neben mir und darunter zwei deutsche Kollegen aus meinem Büro mit ihren Familien.

Ich hatte für die Zeit des Besuches von Helmut bereits meinen Urlaub angetreten; denn ich wollte ja mit ihm, einem Lehrer durch Ghana reisen und ihm das Land zeigen, das zu meiner zweiten Heimat geworden war. Nach dem Militärputsch 1972 hatte sich die Situation in Ghana mehr oder weniger stabilisiert. Es wurde (noch) einigermaßen vernünftig regiert. Die zuständigen „Minister in Uniform“ hatten mit der eigenen Bereicherung und der Korruption, die 1979 zum nächsten Coup führen sollten noch nicht begonnen. Die Umtauschrate der Landeswährung war 1 Ghana Cedi = 2 DM. Das waren, im Vergleich zu späteren Jahren noch gute Zeiten! Die generelle Versorgung funktionierte mehr oder weniger auch noch. Der Bericht über unsere verschiedenen Fahrten folgt als Tagebuch:

30.06.: Helmuts Ankunft entwickelte sich zu einem kleinen Drama. Er sollte eigentlich schon am 29. Juni in Accra Juni eintreffen. Ich hatte stundenlang am Flughafen zusammen mit meinem ghanaischen Freund Christian bis in die Nacht hinein gewartet. Niemand wusste was los war, und weshalb die Lufthansa Maschine nicht ankam. Endlich erfuhren wir, dass das Flugzeug wegen eines Triebwerkschadens außerplanmäßig in Nigeria landen musste. Von Lagos kam Helmut schließlich sehr erschöpft mit einem vollen Tag Verspätung in einer Ersatzmaschine an. Erst am 1. Juli, nachdem er sich ausgeschlafen hatte, konnten wir ausführlich klönen und alles Weitere besprechen.

01.07.: Heute unternahmen wir nur einen kurzen Ausflug zur Legon Universität nördlich von Accra. Unterwegs haben wir Kokosnüsse gekauft und uns an der Kokosmilch erfrischt. Es wurde ein heißer Tag. Ich stellte Helmut unseren Nachbarn im Haus, sowie allen Hausangestellten vor. Zum Mittagessen aß er zum ersten Mal bei mir Fufu. Es hat ihm gut geschmeckt.

02.07.: Wir sind morgens ins Büro gefahren, wo Helmut meine Mitarbeiter kennenlernte. Danach habe ich ihm unser großes, praktisch abgeschlossenes Projekt der Handelsmarineschule in Nungua gezeigt, wo ich vor meinem Urlaub noch einmal einen offiziellen Baustellenbesuch machen musste, um zu sehen, ob nun auch wirklich alles fertig war. Wir haben unterwegs oft angehalten. Ich habe ihn auf die Küstenerosion an einigen Stellen aufmerksam gemacht.

Entlang der Küste nach Tema, 02.07.

Entlang der Küste nach Tema, 02.07.

Danach sind wir über die Hafenstadt Tema bis in die Shai Hügel weiter gefahren, dort in die Felsen geklettert und wurden dabei vom Bellen der dort lebenden Paviane begleitet. Helmut hatte seinen Geologenhammer mitgebracht und fand auch einige sehr schöne Gneis Stücke mit Granateinschlüssen. Er war ein leidenschaftlicher Mineraliensammler, und ich hatte ihm schon vorher eine ghanaische Steinsammlung geschenkt, die mir der Geologische Dienst in Accra zusammengestellt hatte.

Der fast 10 km lange Marsch durch die Shai Hügel war mit viel Kletterei hin und zurück verbunden und auch für mich sehr beeindruckend. Denn hier war ich bisher noch nicht gewesen. Das ganze Gebiet ist heute zu einem Reservat geworden. Auf dem Rückweg haben wir in Tema angehalten und sind im „Mariners Klub“ auf ein kühles Bier eingekehrt. So hat Helmut wenigstens etwas von der Hafenstadt und dem Hafen sehen können.

03.07.: Nachmittags sind wir in die Stadt gefahren zu verschiedenen Märkten. Helmut brauchte Badelatschen, hat das übliche Handeln aber mir überlassen und bewunderte in der Zeit die vielen Stände, an denen Gebrauchtkleidung aus Übersee verkauft wird, die man hier „obruni wawu“ („toter weißer Mann“ – sehr zutreffend!) nennt. Leider ging gerade heute meine Klimaanlage im Schlafzimmertrakt der Wohnung kaputt. Hoffentlich kriegen wir die noch repariert bevor unsere eigentliche „Safari“ beginnt. Helmut verträgt jedoch die Hitze und vor allem das Essen bisher recht gut.

04.07.: Heute sind wir am frühen Nachmittag nochmal über Tema bis zum Akosombo Damm gefahren und haben uns dort das Kraftwerk angesehen. Jetzt sollen die Pläne für den Bau des geplanten „Flusskraftwerks“ weiter flussabwärts verwirklicht werden. Auf dem Rückweg sind wir über die Akwapim Hügelkette gefahren mit den 17 Kehren der Landstraße über Larteh bis nach Aburi. Wir sahen die verschieden farbigen Schuluniformen der Schulkinder, was Helmut sehr beeindruckt hat. Die der Mädchen von katholischen Schulen sind dunkelblau mit weißem Gürtel; die der anglikanischen rosa mit rotem Gürtel. An einer kleinen Kakao Plantage hielten wir an, wo sich Helmut über den Kakaoanbau informieren konnte. Beim Kakao unterscheidet man eine Mittel- und eine Haupternte. Bedingt durch die Hauptregenzeit, die jetzt langsam am Abklingen ist, wird zurzeit nicht viel Obst am Straßenrand angeboten, lediglich Orangen, Bananen und Tomaten. Ich kaufte gleich davon ein. Auch viele Bananenfarmen gibt es hier. Für Helmut war das alles sehr interessant.

Briefmarke mit Akosombo Damm

Briefmarke mit Akosombo Damm

In einem kleinen Teehaus an der steilen Berglehne haben wir eine Pause eingelegt. Von hier oben hat man einen herrlichen Ausblick über die Accra Ebene mit den Shai Hügeln in der Mitte. Auch die Küste und Tema sind zu sehen. Helmut war besonders von den vielen, vor allem männlichen Agamen fasziniert, die auf den Mauern herumkrabbelten. Abends hatten wir Besuch vom deutschen Professor Christians aus Kumasi und seiner Frau. Beide bereiten ihre Rückkehr nach Deutschland vor nach vielen Ghana-Arbeitsjahren. Ende Juli, wenn wir von unserer Reise durch Ghana zurück sind, heißt es Abschied nehmen von ihnen. Ich bin ein Jahr später dann an die Stätte des bisherigen Wirkens dieses sehr beliebten Professors gezogen.

05.07.: Ich hatte noch den ganzen Tag über im Büro zu tun, Helmut hat sich ausgeruht, gelesen und Besuch empfangen von Bettina, der kleinen Tochter eines der deutschen Nachbarn, die den „neuen Onkel“ anscheinend sehr mag. Im Büro funktionieren endlich alle aus dem alten Büro überholten und eingebauten Wand-Klimaanlagen. Auch Zuhause ist es wieder „kühl“ im Schlafzimmertrakt. Der Air Conditioner wurde repariert.

06.07.: Wir sind zum Einkaufen der Lebensmittel, die wir auf unserer ersten Tour mitnehmen wollen, in die Stadt gefahren und haben die meisten Sachen in den Supermärkten (UTC, Schweizer Ursprungs und Kingsway, britischen Ursprungs) auch erhalten. Dann stellte ich Helmut unserem Botschafter vor, der ebenfalls seinen Abschied aus Ghana vorbereitet. Die Botschaft hatte Helmut ein für seine Schule benötigtes offizielles Einladungsschreiben geschickt, weil er zwei Wochen länger Ferien beantragt hatte. Auf dem großen Accra Markt wollten wir dann eigentlich noch fotografieren, aber es fing an zu regnen. Für Helmut war es ein Wolkenbruch, für mich ein „normaler“ Tropenregen. Abends servierte uns mein Koch Fondue-Bouillon. Helmut war begeistert.

07.07.: Heute sind wir nochmals in die Shai Hügel gefahren. Helmut hat mit dem uns begleitenden Ranger „Steine“ geklopft, auch daumengroße Granatstücke gefunden sowie das schwarze Mineral Hornblende. Diesmal konnten wir die uns verbellenden Mantelpaviane ganz nahe sehen. Es waren zwölf recht große Tiere. Abends besuchte uns Christian und erhandelte für Helmut einige sehr schöne, alte Ashanti Goldgewichte zur Erinnerung an Ghana von zwei Haussa Händlern, die uns regelmäßig besuchen und solche afrikanischen Kunstgegenstände (Masken, Schnitzereien u.a.) anbieten.

Im Zentrum von Kumasi, 08.07.

Im Zentrum von Kumasi, 08.07.

08.07.: Die erste Etappe unserer Fahrt in den Norden ging heute los, von Accra aus über Nsawam bis nach Kumasi. Christian hat uns für die Reise seinen Wagen (einen Opel Kommodore) gegeben, der doch etwas größer ist als mein Peugeot. In der Ashanti Region war unser erster Halt im Korbmacherdorf Enyiresi in der Nähe von Anyinam. Außer Körben aller Art werden hier auch die Fufu Stampftöpfe aus einem Stück Stammholz hergestellt.

In Kumasi angekommen, haben wir erst mal das von uns gebuchte Gästehaus der Universität bezogen und sind dann noch in die Dörfer Bonwire zu den Kente-Webern, Ntonso zu den Adinkra-Tücherdruckern und Ahwia zu den Schnitzern der Ashanti Stühle gefahren. Die Orte liegen alle in der Nähe von Kumasi, und man kann den Webern, Stoffdruckern und Holzschnitzern bei ihrer Arbeit zusehen.

09.07.: Heute stand der Besuch der Goldmine in Obuasi auf dem Programm. Christian hatte den für uns arrangiert. Auch ich war hier noch nicht gewesen. Diesen Tag werde ich nie vergessen. Wir waren ganz früh in Kumasi abgefahren nur nach einer Tasse Kaffee zum “Aufwachen”. Nach unserer Ankunft in Obuasi erhielten wir darum zunächst ein fantastisches Frühstück im Sport Klub der „Ashanti Goldfields Corporation“. Danach ging es zum Umkleiden. Jeder von uns erhielt einen Overall, Socken, riesige Gummistiefel (Helmut meinte, dass er sich darin „umdrehen“ könnte), große Jacke und einen Schutzhelm. Erst wurden die Einrichtungen „über Tage“ besichtigt. Dann kam eine abenteuerliche Lift-Abfahrt den Förderschacht hinunter, zunächst bis zur 29. und 30. Sohle. Dort wurde uns nahezu alles gezeigt, vor allem die Belüftung der Schächte und die notwendigen Wasserversorgungsanlagen. Dann ging es weiter bis zur 32. Sohle und zum Adansi Schacht (3 m hoch, 6 m breit in fast 1000 m Tiefe) und dort bis zum Abbau des am Vortag gesprengten Gesteins. Hier war es sehr heiß mit über 90 %iger Luftfeuchtigkeit. Unsere Begleiter hatten große Behälter mit gekühltem Limonen Saft mitgenommen, den wir sehr dankbar tranken. Die derzeitige Ausbeute von 2 ½ Unzen (ca. 77 Gramm) pures Gold aus 1 Tonne Gestein gilt als wirtschaftlich. Nach zweieinhalb Stunden ging es in Etappen wieder hoch, dick eingemummelt, damit wir keinen „Kälteschock“ erleiden. Nach dem Säubern (Endlosduschen) wurden wir noch zu einem Mittagessen eingeladen. Wir hatten unglaublich viel Schweiß und sicherlich auch einige Pfunde Gewicht verloren und konnten so wieder „zulegen“!

Nach dem Goldminenbesuch in Obuasi, 09.07.

Nach dem Goldminenbesuch in Obuasi, 09.07.

Ich muss, wenn der Name Obuasi fällt, immer an unseren walisischen Führer denken der uns durch „die Unterwelt“ geführt hat und an seine Geschichte von dem Erlebnis, als sie einmal nach einer Sprengung auf eine solide, dicke Goldader im Gestein gestoßen sind. Für das Herauslösen dieser „Goldschwemme“ wurden unvorstellbare Sicherheitsvorkehrungen getroffen, damit aber auch kein noch so kleines Fitzelchen Gold von dem Segen verloren ging. Ich habe nach diesem Besuch beim Anblick von Goldschmuck immer an die unvorstellbaren Bedingungen denken müssen, unter denen in Ghana in der Tiefe gearbeitet wird, um das goldhaltige Gestein nach oben zu befördern und schätze meinen geringen Goldschmuck, den ich mir aus Ghana am Ende meiner Zeit von dort mitgebracht habe, umso mehr.

10.07.: Wir fuhren heute noch einmal nach Ahwia, 6 Meilen entfernt von Kumasi und sahen beim Schnitzen eines typischen Ashanti-Stuhles zu. Ein solcher Stuhl wird aus einem Stammstück besten Tropenholzes geschnitzt und kostete zur Zeit unseres Besuches je nach Größe 7 bis 24 Cedis (14 bis 50 DM). Interessant war für uns zu erfahren, dass hier auch die Holzsohlen für die Plateauschuhe (die berühmten „Golan Höhen“, so wurden sie in Ghana genannt!) hergestellt werden, in denen viele ghanaische Damen zurzeit umherkraxeln. Anders kann man das Gehen darin wohl nicht bezeichnen.

Wichtige Ashanti Stühle, darunter der Königinnenstuhl, 10.07.

Wichtige Ashanti Stühle, darunter der Königinnenstuhl, 10.07.

Wichtige Ashanti Stühle, darunter der Königsstuhl, 10.07.

Wichtige Ashanti Stühle, darunter der Königsstuhl, 10.07.

Zum Mittagessen waren wir bei Christians auf dem Uni Campus eingeladen. Nachmittags besuchten wir noch das „National Cultural Centre“. Nach dem Abendessen haben wir, wie so häufig, noch lange über die politische Situation in Ghana gesprochen.

11. 07.: Der heutige Besuch des riesengroßen Marktes in Kumasi mit seiner unübersehbaren Ansammlung von Ständen, Hütten, Hallen und Lagerplätzen war für Helmut sehr beeindruckend. Hier wird in kleinsten, kleinen und großen Mengen mit allem nur Vorstellbaren gehandelt. Solange die Märkte in Ghana noch funktionieren, die fest in Frauenhand sind, gibt es für das Land Hoffnung und eine Zukunft. Danach fuhren wir zu den Indigo Färbern am Stadtrand und nochmals auf der sehr schlechten Straße ins Kente Dorf Bonwire. Für die 12 km bis dorthin brauchte ich fast 1 Stunde. Nachmittags statteten wir dem Arts College auf dem Campus einen Besuch ab.

12.07.: An diesem Morgen hieß es um 4 Uhr aufstehen zur langen Fahrt in den Norden. Wir fuhren zunächst über Mampong bis nach Ejura in der Brong-Ahafo Region. Die Straße bis zur Fähre in Yeji war in einem miserablen Zustand. Wir schafften die 9 Uhr Fähre jedoch pünktlich und waren in knapp einer Stunde auf der anderen Seite des Volta Stausees, der hier noch 12 km breit ist. Der Volta Fluss hat drei Quellflüsse: Aus dem Nordosten kommt der Weiße Volta; aus Burkina Faso der Rote Volta, der im Nordwesten bei Gambaga in den Weißen Volta mündet; und dann noch der Schwarze Volta, der in Burkina Faso entspringt und an der Grenze zwischen der Elfenbeinküste und Ghana bei Morno in das Ende des Voltastausees mündet. Auf der Strecke bis nach Tamale konnten wir Reisanbaufelder sehen und ab Wale-Wale Hirsefelder. Wir fuhren durch Tamale ohne Halt durch bis nach Bolgatanga, der Hauptstadt der heutigen „Upper East Region“. Am Horizont tauchten in der Ferne dann die Tongo Berge auf, die den ersten eindrucksvollen Kontrast bilden zu der sonst flachen Savanne. Vorher überquerten wir den Weißen Volta.

Unsere bestätigte Buchung eines der Regierungsgästehäuser wurde wieder mal zu einem Endlospalaver, weil die Begleiter der militärischen Regional Commissioners, die sich hier in den nächsten Tagen treffen wollen, alle Häuser einfach belegt hatten. Ich bestand jedoch darauf, das von mir frühzeitig gebuchte Gästehaus zu beziehen. Am Ende erhielten wir sogar noch ein viel besseres Haus als das nun vom Militär „besetzte“, mit zwei Schlafzimmern, Wohnraum und Küche, worin alles funktionierte, Licht, Kühlschrank, Herd und Pfeifkessel. Sauber war es auch. Nach einem einfachen, selbstgebastelten Abendessen schauten wir uns noch das Gästebuch an. Darin sind lauter hochkarätige Gäste, Minister, Generäle, Botschafter, u.a.m. vertreten. Wow! Nach allem Palaver genossen wir zufrieden ein mitgebrachtes leckeres Bier aus unserer Kühlbox.

13.07.: Zunächst mussten wir morgens früh gleich zu einer Werkstatt um unser Auto reparieren zu lassen. Das hatte ein Loch im Auspufftopf. Das hatten wir unterwegs „gehört“. Kein Wunder bei den Straßenverhältnissen! Das Schweißen klappte aber schnell, und danach konnten wir wie geplant nach Bongo fahren, um dort den Frafra-Häuptling in seinem Hof zu besuchen. Helmut fielen die vielen Kleinkinder mit Nabelbruch auf. Die nehme ich schon gar nicht mehr wahr, weil es leider so viele davon gibt. Wir kamen gar nicht weit, denn es zog ein gewaltiges Gewitter auf mit den dabei so typischen „Rollwolken“. Helmut hat ein solch tropisches Wetterphänomen noch nie gesehen. So kehrten wir auf halbem Wege um und erreichten unsere Unterkunft gerade noch trockenen Fußes, bevor sich ein Wolkenbruch über uns ergoss.

Aufziehendes Gewitter mit "Rollwolke". 13.07.

Aufziehendes Gewitter mit “Rollwolke”. 13.07.

14.07.: Das war heute unser Ausflugstag in die Tongo Berge zu den Talense. Wir hielten zuerst in Tongo, begrüßten den dortigen Häuptling und parkten danach unser Auto am Fuße der Berge. Dann bewältigten wir den schweißtreibenden Aufstieg nach oben (etwa 150 m) und wanderten durch die Felsen bis zum großen Hof des Talense Häuptlings in Tenzugu auf dem Hochplateau. Es hatte auch hier gut geregnet. Alles war grün, und die Hirse stand schon mannshoch. Überall wurde intensiv „geackert“. Helmut bewunderte unterwegs die „Wackelsteine“ (wenn die wackeln, ist die Trockenzeit zu Ende, und der Regen kommt! Und das soll tatsächlich stimmen…). Der alte Häuptling, der schon bei meinem letzten Besuch sehr krank war, ist leider in der Zwischenzeit verstorben. Ein neuer Häuptling wurde bisher noch nicht gewählt. Aber die meisten der Ältesten kannten mich noch von meinen vielen vorherigen Besuchen und bereiteten uns einen sehr herzlichen Empfang.

Wir konnten uns im großen Hof allein umsehen. Das ganze Gehöft ist wie eine Siedlung und ein wahres Labyrinth. Alle Einzelhäuser sind miteinander verbunden, aber dennoch so abgeschirmt voneinander, dass man in die einzelnen Wohnzellen nicht hineinblicken kann. Zum Gesamthof gibt es nur einen Eingang, der zunächst in einen Innenhof führt, von dem aus man in die einzelnen Bereiche für Frauen, Kinder und Männer kommt. Ich wusste von meinen vorherigen Besuchen wie man aus dem Gewirr wieder hinauskommt. Zum Schluss stiegen wir noch auf das flache Dach des Häuptlingshauses, das im Zentrum des ganzen Komplexes liegt. Von hier oben hat man einen fantastischen Blick auf die gesamte Anlage mit ihren vielen Häusern. Helmut war sehr beeindruckt.

Wir wanderten danach noch bis zum Rand der Hochebene und hatten von dort einen tollen Fernblick in die umliegende Savanne. Als Gabe für die bevorstehenden letzten Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen Häuptling spendeten wir Geld, brachten den Ahnen noch ein Trinkopfer dar und beteten für den neuen Häuptling. Ich dankte den Ältesten für ihre Gastfreundschaft, und auch Helmut folgte meinem Beispiel. Ein Sohn des verstorbenen Häuptlings bedauerte, dass wir unseren Besuch nicht angekündigt haben. Sonst hätten sie einen Hammel geschlachtet. Der Grund für diesen „Lapsus“ war Helmut, denn dem hatte ich von einem Besuch im Häuptlingshof vor einigen Jahren erzählt, bei dem mich ein britischer Kollege begleitet hatte. Wir kamen damals auch vormittags an, konnten nach der herzlichen Begrüßung ebenfalls allein den ganzen Hof durchstreifen und fotografieren (ich habe skizziert). In der Zwischenzeit war ein Hammel geschlachtet worden. Der Häuptling servierte uns beiden dann beim Essen „das Beste“ vom Tier, nämlich die Augen im Stew. Mein Kollege meinte: „Das esse ich nicht – nur über meine Leiche…“. Ich drehte die Sache dann geschickt so, dass er zu Gunsten des Häuptlings auf diese große Ehre verzichtete. Ich hingegen schluckte meine „Gabe“ tapfer runter! So bestand Helmut darauf, uns ja nicht anzumelden, damit ihm Gleiches nicht widerfahren würde. Wir wurden daher mit zwei Hähnchen als Geschenk verabschiedet.

Auch vom Tongo Häuptling im Tal meldeten wir uns ab, so wie es sich gehört. Und ich versprach auf jeden Fall wiederzukommen. Unterwegs hat Helmut auch hier überall nach interessanten Steinen gesucht. Unser Gepäck wurde immer schwerer. Und er berichtete nach seiner Rückkehr seinen Schülern von den Talense und ihrem harten und entbehrungsreichen Leben in den Tongo Bergen und ihrer immerwährenden Sorge, dass nicht ausreichender Regen fällt, weil sie keine Mittel haben für die Bohrung teurer Tiefbrunnen, um an Wasser zu gelangen. Spontan beschlossen daraufhin die Schüler den Talense zu helfen. Zwei Jahre später veranstaltete Helmuts Klasse einen Flohmarkt. Dabei wurden 485,00 DM gesammelt.

Geldübergabe beim Talensi Häuptling, 1977

Geldübergabe beim Talensi Häuptling, 1977

Dieses Geld tauschte ich in Ghana in Cedis um und überbrachte es den Talense dann schließlich bei einem Besuch 1977, als ich schon in Kumasi an der Universität tätig war. Das Geld trug dazu bei, dass ein Tiefbrunnen auf dem Hochplateau gebohrt werden konnte.

15.07.: Wir trafen uns heute in Navrongo mit Pater Sigi, einem deutschen Priester mit dem ich seit vielen Jahren befreundet war und sind mit ihm nach Sherigu zu einigen der schönen Nankanse Höfe dort gefahren. Nach den heftigen Regenfällen der vorangegangenen Tage waren die Straßen sehr schlecht befahrbar. Im Hof der alten Witwe, den ich schon öfter besucht hatte, erhielten wir einen Korb voller Eier. Danach sind wir noch nach Zebila gefahren, um uns einige Kusase Höfe anzusehen. Auf dieser Strecke wird der Rote Volta Fluss überquert. Nach der Rückkehr ging es dann noch zum Markt in Bolgatanga. Nur kurz, denn der nächste Regen drohte schon wieder.

16.07.: Abschied von Bolgatanga und Fahrt nach Damongo und ins Mole-Tierschutzgebiet bei Larabanga, wo ich 1962 die ersten Unterkünfte in Form eines kleinen Motels mit Schwimmbad gebaut habe. Wir sind bei Yapei über den Weißen Volta Fluss gefahren und über Busunu bis nach Damongo und Larabanga mit seiner wunderschönen Moschee (die unter Denkmalschutz steht) auf einer ganz schlechten Straße, auf der es nur sehr langsam voran ging. Unser armer Wagen! Riesige Termitenhügel prägen dort die Noch-Savannenlandschaft. Dazu kommt ein Mischwald, bestehend aus verschiedenen Akazien, vielen Mango Bäumen, Affenbrot- und Sheanussbäumen und immergrünen Sträuchern. Wir waren sehr erschöpft, als wir endlich im Mole Motel angekommen sind und unsere Chalets dort bezogen hatten. Es war alles gut gepflegt und (noch) intakt.

17.07.: Wir wollten gleich am frühen Morgen auf „Gamedrive“ mit einem Ranger im Land Rover des Motels, blieben aber auf halber Strecke im Matsch stecken. Auch hier hatte es in den letzten Tagen tüchtig geregnet. Dann sind in dem großen Park selten Tiere zu sichten, die sich gut im hohen Gras verstecken können, vor allem die Elefanten. Es dauerte eine Weile, bis wir uns „frei“ geschaufelt hatten. Wir hatten Glück im Unglück und konnten doch noch einige Antilopen, Gazellen und viele Paviane sehen. Es war sehr ruhig und friedvoll. Nur Vogel- und Tierstimmen durchbrachen die Stille. Wir waren die einzigen Gäste im Motel. Und ein kühles Bier gab es auch im Restaurant.

Wir stecken fest im Mole Game Reserve, 17.07.

Wir stecken fest im Mole Game Reserve, 17.07.

18.07.: Unsere Rückfahrt nach Kumasi hatten wir über Bamboi geplant. Wir fuhren zunächst in Richtung Sawla, wo ich in meinen ersten Jahren in Ghana so häufig im dortigen PWD Gästehaus übernachtet habe während meiner diversen Baustellenbesuche in der Region. Der westliche und nordwestliche Teil Ghanas ist überwiegend moslemisch. Man erkennt das an den vielen Moscheen, die Helmut fleißig fotografierte. Dann ging es weiter entlang der Grenze zur Elfenbeinküste bis nach Bamboi, wo wir den Schwarzen Volta Fluss per Fähre überquerten. Heute ist dort eine Brücke. Damals gab es da noch die alte Gierfähre, die mit der Flussströmung, an einem Stahlseil hängend von einem Ufer zum anderen rüber gezogen wurde. Als wir an der Fähre ankamen, brauchte ich diesmal zum Übersetzen keine „Anmeldung“ mehr, und der unhöfliche Kontrolleur von damals, über den ich in meinem Buch „Ein Haus für die Ziegen des Präsidenten“ erzähle, war wohl versetzt oder aber entlassen worden. Wir übersetzten reibungslos.

Übersetzen mit der Bamboi Fähre, 18.07.

Übersetzen mit der Bamboi Fähre, 18.07.

Bis zur Fähre war die Straße schlecht gewesen. Ich war wieder sehr langsam gefahren aus Sorge um unsere Achsen und Stoßdämpfer. Überall sahen wir die Auswirkungen der wolkenbruchartigen Regenfälle der letzten Nacht. Unterwegs fing es dann auch gerade wieder zu regnen an. An Stelle von Regenschirmen wird von den Einheimischen, die keinen Regenschirm haben, einfach ein großes Bananenbaumblatt über den Kopf gehalten. Nach der Flussüberquerung konnten wir unerwarteter Weise zügig losfahren. Die Straße war fast „wie neu“. Ein „Aha-Erlebnis“; denn der Präsident der Elfenbeinküste war hier vor kurzem entlang gefahren bei seinem Besuch in Ghana. Also war für den hohen Gast die Straße „rundumerneuert“ worden! So ging es flott über Wenchi und Techiman bis nach Kumasi, wo wir wieder auf dem Campus übernachteten. Der Tag ging zu Ende mit einem Abendessen bei Christians. Deren Abschied rückt nun immer näher.

19.07.: Auf dem Rückweg nach Accra machten wir noch von Koforidua aus einen Abstecher zum Boti Wasserfall, von dem Helmut gleich begeistert war. In Accra zurück wurde noch schnell von meiner Bank Geld geholt vor unserer Fahrt nach Tema. Christian hatte uns für den Nachmittag eine Führung in der Textilfabrik in Tema organisiert, wo wir uns ansehen konnten, wie die Wachsdrucke, Wachsdruckimitate und Javadrucke (die drei Hauptbaumwolldrucke) hergestellt werden. Ich hatte das auch noch nicht gesehen und war sehr interessiert an allem, was uns gezeigt und erklärt wurde. Das Unternehmen beschäftigte zu der Zeit 1700 Arbeitskräfte. Außer der Firma in Tema („Textile Printing“) gibt es noch eine weitere in Akosombo („Akosombo Textiles Ltd.“).

Die rohe Baumwolle für die beiden Stoffdruckereien wird noch zum großen Teil aus Ägypten und dem fernen Osten eingeführt. In einer staatlichen Weberei in der Volta Region wird sie zu Nessel verarbeitet. Damit werden die Druckereien dann beliefert. Die Rohware, die in Lagen von 30 Yards hereinkommt wird zunächst zusammengenäht. Danach läuft der Stoff durch eine Maschine, in der mit Feuer die Webkanten gesäubert werden. Anschließend wird der Nessel gestreckt und gereinigt, bis er weiß ist. Der Wachsdruck ist ein langwieriger Prozess, daher ist er der teuerste Stoff von den drei Arten. Die beiden anderen Drucke werden maschinell ausgeführt. Nach der Besichtigung, die sehr interessant und lehrreich war erhielten wir beide je 2 x 3 Yards Wachsdruck als Geschenk. Wir waren ziemlich erschöpft nach diesem ereignisreichen Tag.

Dutch wax prints

Dutch wax prints

20.07.: Nach dem Frühstück fuhr ich in die Stadt, um Einkäufe zu erledigen und um Helmuts Aufenthaltserlaubnis zu verlängern. Bei der Einreise hatte man ihm am „Immigration“ Schalter im Flughafen nur 14 Tage Aufenthalt in den Pass gestempelt, was wir glatt übersehen haben. Helmut machte solange „Pause Zuhause“. Den restlichen Tag haben wir uns ausgeruht.

21.07.: Helmut ist mit unseren Nachbarn und Bettina an die Küste bei Nungua gefahren zum Baden. Ich brauchte noch einen Ruhetag und blieb in meinen vier Wänden zum Ausruhen.

22.07.: Juli: Während Helmut sein Reisetagebuch und Briefe geschrieben hat, musste ich in die Stadt. Es gab Einiges zu erledigen, erst im Büro und dann nochmal zu den verschiedenen Stellen wegen der Aufenthaltsverlängerung für Helmut (dafür musste ich mir letztendlich doch noch Unterstützung von der Botschaft holen).

Nach dem Mittagessen sind wir nochmal nach Legon gefahren. Dieses Mal habe ich Helmut die Universität von Ghana ausführlicher gezeigt. Sie ist die älteste und größte der staatlichen Universitäten des Landes mit etwa 24.000 Studenten und wurde 1948 als „University College of the Gold Coast“ gegründet. Es gibt heute drei Standorte: Legon (Hauptcampus: Geistes- und Sozialwissenschaften); Accra-City Campus (Landwirtschaft) und Korle-Bu Campus (Medizin). Helmut bewunderte wie feinfühlig die Gebäude mit ihren roten Ziegeldächern in die Landschaft eingebettet sind. Die alte Universität wurde als Gesamtkomplex geplant und ausgeführt. Ihre klimaorientierte Architektur ist beispielgebend.

Eingangsgebäude der Universität in Legon (Quelle: Wikipedia)

Eingangsgebäude der Universität in Legon (Quelle: Wikipedia)

Wir haben einen sehr langen Spaziergang gemacht. Christian besuchte uns abends. Er hatte leider vergeblich versucht eine Einladung für uns zum Besuch der Diamantenfelder in Akwatia zu erhalten. Dort gibt es jetzt neue und verschärfte Sicherheitsbestimmungen.

23.07.: Heute stand ein Besuch im Botanischen Garten in Aburi auf dem Programm mit seinem herrlichen alten Baumbestand. Die staatliche Gärtnerei (Department of Parks and Gardens) kümmert sich dort nach wie vor sehr gut um alles. Der Garten ist sauber, die Bäume professionell beschildert, genügend Bänke zu Ausruhen vorhanden und das Café-Restaurant gut bewirtschaftet. Umgeben von tropischer Landschaft ist der Garten ein idealer Platz zum „Seele baumeln lassen“. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie häufig ich allein oder mit Gästen und Freunden hier oben das Getriebe von Accra mit allem Ärger und Frust hinter mir gelassen habe. Man hat dabei auch immer das Gefühl, freier und tiefer durchatmen zu können. Schon die hier in der Höhe etwas niedrigeren Temperaturen lassen den klebrigen Schweiß auf der Haut trocknen und vermitteln sofort ein „Wohlfühlempfinden“.

Auch Helmut gefiel es hier sehr gut. Nach der Rückkehr wurde gepackt für die Fahrt entlang der Küste zum Besichtigen einiger der vielen Forts und Sklavenburgen. Erst durch die Bemühungen der ghanaischen Denkmalschutzbehörde (Ghana Museums and Monuments Board) sind die meisten in der Zwischenzeit erfasst worden. Einige davon gehören bereits zum von der UNESCO registrierten Erbe der Menschheit. Ich bin seit Mai 1973 Mitglied des Technischen Komitees für die Sanierung aller Forts und Burgen bei der Denkmalschutzbehörde.

Logo der Parkverwaltung in Ghana, 1974

Logo der Parkverwaltung in Ghana, 1974

24.07.: Früher Start am Morgen, weil wir unterwegs etliche Male anhalten wollten. Erster Stopp war in der Nähe von Winneba in Saltpond, wo wir beim Kaolinabbau zusahen. Dabei wurde noch viel mit der Hand geschaufelt. Die vielen Arbeiter fanden unser Interesse an ihrem Beladen der Lastwagen irgendwie komisch, schenkten Helmut aber etwas Kaolin und verabschiedeten sich sehr herzlich von uns. Ein Tourist hat sich wohl noch nie hierher verirrt. In Biriwa sind wir zum Strand gelaufen. Ich habe Helmut dort die großen Ansammlungen von Einbaum Kanus gezeigt mit denen die sogenannte Küstenfischerei betrieben wird. Danach sind wir nach Cape Coast gefahren und haben wir uns dort die alte Burg angesehen. Die weiße Farbe blättert leider überall ab. Der Salzgehalt der Luft setzt dem Bau sehr zu. Das wohl laufend erforderliche Weißen aller Außenwände ist sehr teuer.

Mich überkommen beim Anblick der Forts und Burgen jedes Mal bittere Gefühle. Der Sklavenhandel war ein unvorstellbar grausames Geschäft, an dem viele Menschen verdient und bei dem auch viele Menschen ihr Leben verloren haben. Das muss beim Ansehen der übrig gebliebenen Festungsanlagen immer wieder betont werden. Von Cape Coast sind wir weitergefahren bis nach Elmina und haben uns dort die große Burg und das gegenüber liegende Fort Jago angesehen. Dann fuhren wir zu unserer Unterkunft, einem kleinen Strandhotel an der Küste bei Busua. Einfache, aber sehr saubere kleine Chalets hießen den Gast dort willkommen. Heute gibt es an dieser Stelle moderne, kleine Strandhotels, allerdings keine Kokospalmen mehr; denn die sind einer Krankheit zum Opfer gefallen, die ganze Palmenwälder entlang der Küste vernichtet hat, bevor man sie eindämmen konnte. Als wir dort einkehrten, war der Strand märchenhaft schön. Man konnte Kilometer weit laufen, ohne einem Menschen zu begegnen. In Takoradi haben wir einige notwendige Einkäufe erledigt und sind zum Hafen gefahren, von wo aus ich ja so häufig per Schiff meine Urlaubsreisen Richtung Heimat angetreten habe.

25.07.: Helmut machte am frühen Morgen allein einen langen Spaziergang am Strand entlang. Nach dem Frühstück fuhren wir auf einer abenteuerlichen Piste zu dem von den Holländern erbauten Fort Batensteyn. Davon existieren zwar nur noch Ruinen, die man jedoch bewahren will. Der Blick von der steilen Landzunge, die man hochsteigen muss bis zum Fort ist überwältigend. Unter einem liegt eine enge Bucht und das Dorf Batensteyn. Danach stand zunächst das Fort Metal Cross in Dixcove auf dem Besuchsprogramm. Wir hatten außerdem noch geplant bis zur ehemaligen brandenburgischen Burg Groß Friedrichsburg (Princestown) zu fahren, gaben das aber auf, nachdem wir auf der schmalen Straße dorthin durch den Küstenwald nur ein paar Kilometer weit gekommen waren. Die Straße war völlig aufgeweicht und unpassierbar. Bei der Weiterfahrt nach Axim haben wir uns noch das Gummizapfen in einer kleinen Gummibaumplantage angesehen und danach das Fort Shama in Axim besichtigt. Dort war die Stadtverwaltung untergebracht, weshalb das Fort auch nach wie vor in einem verhältnismäßig guten Zustand ist. Danach ging es für eine weitere Übernachtung zurück nach Busua.

26.07.: Trotz dichter Bewölkung und leichtem „Tröpfeln“ ist Helmut am frühen Morgen wieder etliche Kilometer am Strand entlang spazieren gegangen. Wir fuhren nach dem Frühstück ab und hielten auf unserer Rückfahrt nach Accra nochmal in Saltpond an. Der Leiter der „Saltpond Ceramics“ Firma war Helmuts Nachbar im Flugzeug nach Ghana gewesen und hatte ihn herzlich zu einem Besuch eingeladen. Bei einigen Telefonaten von Takoradi aus hatten wir uns mit ihm verabredet. Leider musste er dringend zu einer Besprechung nach Accra, hatte aber eine Führung für uns arrangiert. Ich war hier auch noch nicht gewesen. Es ist ein sehr sauberer Betrieb mit etwa 230 Arbeitskräften. Hergestellt werden Waschbecken, Kloschüsseln aller Art und Fliesen. Die Rohstoffe (Kaolin und Feldspat) findet man in der Nähe. Wir hatten deren Abbau auf der Herfahrt ja schon gesehen. Das einzige Material, das noch eingeführt wird, ist Gips. Im Augenblick entsteht neben diesem Werk ein neuer Betrieb, in dem Küchengeschirr, Teller, Tassen und Platten angefertigt werden sollen. Die Produktion soll im März/April 1975 beginnen. Es wurde ein heißer Tag. Ich deckte uns unterwegs noch mit frischem Obst ein.

Obstkauf unterwegs, 26.07.

Obstkauf unterwegs, 26.07.

Wir kamen durchschwitzt und müde, aber voller Eindrücke nach Accra zurück. Helmut hatte noch Kraft zu einem Federballspiel mit unserem Nachbarn. Ich war „platt“.

27.07.: Während ich in der Stadt Besorgungen erledigte, hat Helmut zusammen mit einer unserer Nachbarinnen den Accra Markt besucht, der nicht so groß ist wie der in Kumasi. Gewühle und Geschreie sind allerdings genauso „umwerfend“ und so laut, dass man sein eigenes Wort fast nicht versteht. In einem Gang werden Plastikwaren angeboten, in einem anderen Kosmetikartikel, dann Fisch, Obst, Schuhe, Stoffe, Körbe usw. Jeder will etwas verkaufen, und es wird immer gehandelt.

Christians waren mit ihrem ganzen „Auszugs-Gepäck“ in der Zwischenzeit in Accra angekommen. Sie waren bei mir zum Mittagessen, das uns Christians Mutter zubereitet hat als Abschiedsgeschenk für die beiden. Abends sind wir zum Gästehaus der Universität gefahren, wo sie untergebracht sind und haben die riesige Koffer-, Reisetaschen- und Kistenmenge unter uns aufgeteilt, die wir mit ihnen zusammen dann am nächsten Tag auf das Schiff verfrachten wollten. Am 28.07. fuhren wir gemeinsam frühmorgens im Konvoi nach Tema. Die „Aureol“, das Schiff, das sie nach Europa bringen sollte war schon angekommen. Mir ist der Abschied von diesen guten Freunden sehr nahe gegangen. Beide sind in der Zwischenzeit verstorben. Und beide hatten immer Heimweh nach „ihrem“ Ghana.

Nach der Rückkehr sind wir zur Meile 13 an der Küste westlich von Accra gefahren und haben beim Einziehen der langen Schleppnetze zugesehen, die frühmorgens mit den Einbaum Kanus ausgelegt worden waren. So konnte Helmut auch diese Art des „Küstenfischens“ noch miterleben. Nachmittags begannen wir beide unsere Sachen zu packen, denn auch wir bereiteten uns auf unseren Abflug am 30.07. vor. Dann begann auch für mich mein „Heimaturlaub“.

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