Der Matobo National Park

Dieses Naturwunder, ab 2003 ein UNESCO-Weltkulturerbe der Menschheit seiner vielen, sehr alten und wunderschönen Felsmalereien wegen, wurde 1926 als Rhodes Matopos Park gegründet und 1953 als Matobo National Park etabliert mit einer Gesamtfläche von dann über 44.000 Hektar. Der Park liegt 35 km südlich von Bulawayo im Matabeleland. In den imposanten Granitbergen des Parks liegt Celcil Rhodes (Namensgeber der britischen Kolonie Rhodesien) auf dem Gipfel des Malindidzimu begraben, dem „Hügel der Geister“, wie die Ndebele, die hier leben den Berg nennen. Rhodes bezeichnete ihn als „View of the World“ („Weltblick“), so wie er auch heute noch genannt wird. Einige andere der ersten weißen Siedler wurden ebenfalls hier begraben. An dieser Stelle soll außerdem 1896 das berühmte Treffen („Indaba“) zwischen Cecil Rhodes und den Führern der Ndebele stattgefunden haben. Mzilikazi, der Gründer und König der Ndebele Nation gab den Bergen ihren Namen – „Matobos“ bedeutet so viel wie „haarlose Köpfe“ („bald heads“). Auch er liegt hier begraben. Die Matobos Berge (von den Rhodesiern „Matopos“ genannt) sind für viele Eingeborene in Zimbabwe und auch in den Nachbarländern heilige Kultstätten.

Als ich 1984 zum ersten Mal dienstlich nach Bulawayo gefahren bin, hatte ich keine Zeit, mir die großartigen, 200 Millionen Jahre alten Felsformationen im Park anzusehen, die durch Erosion entstanden waren. Darunter sind mächtige, „balancierende“ Felsskulpturen auf Granit Kopjes, so wie ich sie auch aus dem Erongo Gebirge in Namibia kenne und in viel kleinerem Maßstab in Epworth bei Harare erlebt habe.

In den Matobos Bergen sind diese Figuren aus Stein ganz einfach atemberaubend! Vor über 2.000 Jahren lebten die San hier, die Ureinwohner des südlichen Afrikas. Sie haben die vielen, einzigartig schönen Felsmalereien hinterlassen, von denen ich leider nur einige, aber darunter besonders schöne sehen konnte. Außerdem wurden in Höhlen und Grotten in den Bergen auch viele historische Artefakte gefunden, die im Museum des Parks ausgestellt sind.

Erst 1992 ergab sich während einer Dienstreise nach Zimbabwe endlich die Gelegenheit von Bulawayo aus auf einer Tagestour bis zur „World‘s View“ in die Matobos Berge zu fahren.

Straße zum Matobo National Park im April 1992

Straße zum Matobo National Park im April 1992

Ich war im April im Matabeleland. Zimbabwe hatte eine gute Regenzeit gehabt. Das Land war grün in allen Schattierungen. So konnte man auch gut erkennen, wie bewaldet und bewachsen mit Bäumen, Büschen und blühenden Gewächsen die ganze Gegend um und in den Matobos Berge ist. Die Granitfelsen, Kopjes und zu tollen Figuren erodierten Steinskulpturen ragen über die Baumkronen und Büsche hinaus in den Himmel. Während der Tagestour konnte ich natürlich nicht den ganzen Nationalpark durchfahren, um die vielerlei Wildtiere und auch Vögel, die hier zu bewundern sind, beobachten zu können. Dafür hätte ich einige Tage bleiben müssen. Der Park beherbergt ein eigenes Schutzgebiet für weiße und schwarze Nashörner und ist dafür auch weltbekannt. Außerdem bietet er die wohl weltweit größte Konzentration von Schwarzadlern und Leoparden. Das Matobo Tierschutzgebiet ist der älteste National Park in Zimbabwe.

Bei meiner Tagestour konnte ich allerdings die Adler sehr gut wahrnehmen, denn die drehten hoch über mir ihre Runden, während ich über die Kopjes und durch die Felsen wanderte. Vor allem hatten es mir die „balancierenden“ Felsen angetan. Manche hängen förmlich vornüber auf dem Felsuntergrund. Kaum zu glauben, dass sie nicht hinunterrutschen!

Matobo Felsen, April 1992

Matobo Felsen, April 1992

Dann kam ich auf dem Kopje an, der von Cecil Rhodes „View of the World“ getauft wurde. Nur eine kleine Platte, die im Fels eingebracht ist, gibt einen Hinweis darauf, dass hier sein Grab ist. Die riesigen Felskugeln lassen einen Menschen winzig erscheinen. Man kommt sich sehr klein vor! Die Ausblicke von oben sind fantastisch.

View of the World mit dem Grab von Cecil Rhodes

View of the World mit dem Grab von Cecil Rhodes

Bis zu einem Felsüberhang, der als „White Rhino Shelter“ bekannt ist, bin ich in den Bergen bei meinem Herumwandern gekommen, um mir dort die fein gezeichneten Umrisse eines gemalten Nashorns und andere Felszeichnungen anzusehen. Überall huschten Felsagamen vor mir davon, die sich auf den Granitplatten sonnten. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Ich war in diesem Naturparadies völlig allein.

1999, bei meinem nächsten und auch letzten Besuch in den Matobo Bergen begleitete mich Muzz, der Mann meiner Freundin Eike. Wir hatten uns für zwei Nächte über ein „verlängertes“ Wochenende in der sehr gemütlichen Matobo Hills Lodge eingebucht. Der Winter war zu Ende gegangen, und der zimbabwische Frühling lag in der Luft. Die Akazienbäume fingen an zu blühen. Es war noch sehr frisch und eigentlich richtig kalt in den Nächten. Tagsüber strahlte die wärmende Sonne vom blauen Himmel. Die Lodge Chalets sind aus Naturstein gebaut und mit dicken Strohdächern gedeckt. Schon von meinem Chalet aus konnte ich die unglaublich geformten Felsskulpturen bewundern.

Ich hatte bei unserem ersten Spaziergang am späten Nachmittag auf einer Felsplatte einige vertrocknete „Wiederauferstehungspflanzen“ (oder auch „Buschmanntee“ genannt) gesehen, ein paar Ästchen davon gepflückt und in mein Zahnputzglas voller Wasser gestellt. Schon nach einiger Zeit entfalteten sich die kleinen Blättchen der Pflanzen. Als ich abends zu Bett ging, war die Zweige hell ergrünt, also „wieder auferstanden“, welch ein Naturwunder!

Am nächsten Tag sind wir frühmorgens aufgebrochen und durch den Park gefahren. Zunächst haben wir die Nswatugi Höhle besucht mit ihren fantastischen Felszeichnungen von Giraffen, Eland Antilopen und Kudus. Die Granit Szenerien, die sich uns bei der Fahrt eröffneten, waren sehr beeindruckend. Wir fuhren ins Schutzgebiet der weißen und schwarzen Nashörner, die hier wiederangesiedelt wurden und streng bewacht werden. Im Park draußen konnten wir außerdem auch viele andere Tiere sehen.

Für unseren Mittagsimbiss (mit „Lunchpaket“ von der Lodge) suchten wir uns einen schönen Platz „mit Aussicht“ aus. Den wollte allerdings auch gerade eine Rotte Warzenschweine besetzen. Muzz machte seine Hunde nach und bellte laut. Die Warzenschweine zogen eiligst von dannen. Ach, ich hätte den Platz gerne mit diesen potthässlichen und doch so schönen Tieren geteilt.

Am nächsten Morgen, dem Tag unserer Abreise wurden wir durch das Brüllen eines Pavians geweckt, der auf einem Felsen gegenüber von unseren Chalets saß und wohl den Sonnenaufgang begrüßen wollte. Auf dem Weg aus dem Park sahen wir im Sand der Parkstraße viele Tierspuren, die ich aufzeichnete. Außerdem kreuzte ein trächtiges Eland unseren Weg, Eidechsen und Klippschliefer huschten über die Felsen.

Die Matobos Berge verschwanden am Horizont, als wir vor Bulawayo durch eine Ebene voller Termitenhügel fuhren. Ein wunderschönes Wochenende ging so zu Ende.

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